
© Olaf Möldner
Von Thomas Gantz: Dem Schicksal nur kurz ergeben
Volleyball-Bundesligist SC Potsdam landete beim 0:3 gegen Rote Raben Vilsbiburg hart und findet angemessenen Umgang damit
Stand:
Die erste, deren Gesichtszüge sich nach diesem Stakkato der Geschosse schnell wieder lockerten, war Ilona Dröger. Zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit war die Angriffsspielerin des Köpenicker SC zu Gast in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee. Die gebürtige Polin war für die Partie ihres Vereins in Stuttgart nicht spielfähig und begab sich deshalb auf Beobachtungstour zum SC Potsdam, der in fünf Tagen in Köpenick antritt. Was die 29-Jährige am Samstag sah, nahm sie mit der Abgeklärtheit einer erfahrenen Bundesligaspielerin zur Kenntnis. „Das war heute nicht unnormal“, sagte sie nur. Der eben aufgestiegene Gastgeber verlor gegen den aktuellen Deutschen Vizemeister und DVV-Pokalsieger Rote Raben Vilsbiburg nach 63 Minuten reiner Spielzeit mit 0:3 (14:25, 17:25, 10:25) und landete dabei vor 550 Zuschauern gegen das niederbayerische „Potpourri an Nationalspielerinnen“ (SC-Trainer Michael Merten) derart hart, dass eigentlich alle Beteiligten erst einmal um Fassung rangen. Schließlich kam man überein, die Sache abzuhaken und nach vorn zu schauen – auf die Partie beim Köpenicker SC eben, die wichtiger sein wird.
Vilsbiburg hatte die Saison völlig unerwartet nach zwei Niederlagen gegen Münster und Stuttgart mit einem Besuch im Tabellenkeller begonnen. Die Stimmung litt bereits, wie der argentinische Trainer Guillermo Gallardo einräumte. Die Art und Weise, wie sich das Spitzenteam dann gegen die in allen Belangen unterlegenen Potsdamerinnen freispielte, hinterließ tiefen Eindruck. Wobei: Der SC hatte sehr gute Passagen im eigenen Spiel, machte beispielsweise im zweiten Abschnitt aus einem 1:6 ein 8:7. Insgesamt gesehen erwies sich jedoch schon die Hoffnung auf den Gewinn eines Satzes als Illusion. „Heute war nichts zu machen“, befand Volker Knedel – und lächelte. Der Assistenztrainer des SC Potsdam war in diesem kurzen Moment einfach nur ein Sportsmann, der sich an der Mischung aus Ballgefühl und Dynamik, die die Roten Raben Vilsbiburg zelebrierten, ungeteilt erfreuen konnte. Spielerinnen vom Niveau der Argentinierin Paula Yamila Nizetich oder der Italienerin Marika Serafin (Michael Merten: „Ihr Transfer nach Deutschland ist eine Sensation“) hatten vorgestern in Potsdam hinreichend Gelegenheit, sich sportlich zu produzieren. Die Gegenwehr fiel entsprechend der Möglichkeiten aus.
Ein Bild später Eintracht bot sich eine halbe Stunde nach Spielschluss. Mit Sandra Sydlik, Laura Weihenmaier (beide SC Potsdam) sowie Sarah Petrausch und Lena Möllers (beide Vilsbiburg) lagen sich vier Spielerinnen in den Armen, die im Frühsommer in Mexiko Junioren- Weltmeister wurden. Das Quartett, davon ist auszugehen, wird sich in der Bundesliga erst einmal auf unterschiedlichen Leistungsebenen bewegen. Spätestens nach diesem Spiel ist dies keine neue Erkenntnis mehr.
Thomas Gantz
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