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Landeshauptstadt: Dem Skalpell entkommen

Durch konservative Kompaktbehandlung in der orthopädischen Tagesklinik Operationen abgewendet

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Bandscheibenvorfall zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel sowie Verengung des Spinalnervs: „Das schmerzt“, sagt Wolfgang Langner. Trotzdem muss der 60-Jährige, der schon Operationen an der Wirbelsäule und der Hüfte hinter sich hat, diesmal nicht unters Messer. Nach nur elf Tagen konservativer Behandlung in der orthopädischen Tagesklinik in der Oberlinklinik konnte er gestern nahezu beschwerdefrei wieder entlassen werden.

Zwar sei ein ähnliches Ergebnis mit niedergelassenen Ärzten und Physiotherapeuten ambulant möglich gewesen. „Bei deren Wartezeiten aber hätte sich die Behandlung vermutlich über Monate hingezogen“, schätzt Langner. In der Tagesklinik hingegen erfolge die Aufnahme drei bis vier Wochen nach Genehmigung durch die Krankenkasse, die Anwendungen erfolgten kompakt. „Sehr zum Vorteil der Patienten“, erklärt Dr. Thomas Lang, Stationsarzt der Tagesklinik.

Die Einrichtung der Abteilung Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie unter Leitung von Chefarzt Dr. Axel Reinhardt wurde vor fünf Jahren in der Oberlinklinik gegründet und ist bis heute die einzige orthopädische Fachklinik im Land Brandenburg. Zehn Plätze zur teilstationären Behandlung stehen in Babelsberg zur Verfügung. Zur Tagesklinik gehören ein Facharzt, zwei Therapeuten und zwei Schwestern. Bei Bedarf könne auch noch eine Psychologin angefordert werden, erklärt Facharzt Lang.

„Persönlicher Kontakt garantiert“, scherzt Patient Lang. Dass er während seines Aufenthalts immer von den gleichen Personen betreut worden sei, habe er sehr geschätzt; auch die Tatsache, dass er abends wieder nach Hause durfte. Der Tagesplan sei eng gesteckt, schildert er: Von 8 bis 16 Uhr, auch samstags, mit Physiotherapie, Wassergymnastik, Stromanwendung, Fango und Spritzen. Dazwischen gebe es Mittagessen und Ruhephasen. Das sei wichtig, erklärt der Stationsarzt. Die Anwendungen seien körperlich sehr anstrengend. An den ersten Tagen seien die Patienten immer ganz schön kaputt.

Die Konzeption der teilstationären Behandlung von Akutfällen und chronischen Schmerzpatienten werde auch von den Krankenkassen getragen. „Mit unserem Kostensatz liegen wir weit unter dem der stationären Behandlung“, erklärt Lang. Allerdings sei die Verweildauer in der Tagesklinik von den Kassen auf maximal elf Tage begrenzt worden. Chronisch Kranke seien deshalb schon mehrfach in Behandlung gewesen, so der Stationsarzt. Seit Öffnung der Tagesklinik, die zu den Akut-Krankenhäusern und nicht zu Reha-Einrichtungen gezählt werde, wurden in Babelsberg über 1200 Fälle behandelt. Das Gros der Patienten, etwa drei Viertel, hätten Beschwerden im Hals- und Lendenwirbelbereich. „Das Volksleiden Nummer Eins“, so Lang.

Auch das 21. Orthopädische Symposium in der Oberlinklinik, das am Samstag, dem 20. Januar stattfindet, steht im Zeichen des fünfjährigen Bestehens der Tagesklinik. Die von Stationsarzt Lang organisierte Fachtagung beschäftigt sich mit Konzepten und Möglichkeiten in der orthopädischen Schmerztherapie.

Nicola Klusemann

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