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Landeshauptstadt: Dem Terror nicht das letzte Wort lassen

Bewegende Trauerfeier für im Jemen getöteten Bundespolizisten in der Potsdamer Kirche St. Peter und Paul

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Innenstadt - Kein Stuhl blieb unbesetzt: Mehrere Hundert Bundespolizisten haben am Mittwoch in der Potsdamer Kirche Sankt Peter und Paul Abschied von ihrem im Jemen getöteten Kollegen genommen. Der 39-jährige Polizeioberkommissar Mirko K. war am 6. Oktober in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Er tat Dienst als Personenschützer an der dortigen deutschen Botschaft. An der bewegenden Trauerfeier nahmen auch die Angehörigen des getöteten Bundespolizisten teil, darunter die Eltern und die Verlobte.

Pater Jordanus, katholischer Dekan der Bundespolizei, dankte zunächst der Potsdamer St.-Peter-und-Paul-Gemeinde dafür, dass sie ihre Kirche für die Trauerfeier zur Verfügung stellten „und unseren Vätern und Müttern, die so großzügig gebaut haben, dass alle Platz finden“. Die Potsdamer Propsteikirche ist als Ort der Trauerfeier gewählt worden, da das Bundespolizeipräsidium ihren Sitz in Potsdam hat. Der Personenschutz Ausland (PSA), bei dem Mirko K. Dienst tat, gehört zur Spezialeinheit GSG 9 und diese ist dem Bundespolizeipräsidium unterstellt, sagte Gero von Vegesack, Sprecher des Polizeipräsidiums, den PNN. Über den Wohnort des Getöteten gab von Vegesack keine Auskunft. Bereits im März dieses Jahres gedachte die Bundespolizei in der Potsdamer Kirche am Bassinplatz eines bei einem Hubschrauberzusammenstoß am Berliner Olympiastadion getöteten Bundespolizei-Piloten.

Nach den ersten, an die Angehörigen von Mirko K. gerichteten Worten spielte das Bundespolizeiorchester Berlin das Lied „Geboren um zu Leben“ der Band Unheilig. „Ein Stück, das ihrem Sohn gefallen hat“, so der Geistliche, der Gott um Trost „für sie und uns“ bat. Dieter Romann, Präsident des Polizeipräsidiums, sprach in seiner Rede von „einem sehr traurigen Tag für uns alle“. Mirko K. sei 1994 dem Bundesgrenzschutz beigetreten; er habe schnell Karriere gemacht und sich sehr mit seiner Arbeit identifiziert. Romann zitierte Mirko K.: „Ich war stolz darauf, das grüne Barett zu tragen und Bestandteil der Familie zu sein.“ Der Personenschutz in Krisengebieten verlange erstens eine hohe charakterliche und körperliche Eignung, zweitens eine harte Ausbildung und drittens hohe Professionalität im Einsatz. „Mirko K. überzeugte in allen drei Punkten“, so der Bundespolizeipräsident. Der Getötete sei bereits mehrmals in Bagdad und Kabul eingesetzt worden, im November 2012 habe er sein elfmonatiger Einsatz in Sanaa angetreten. Dafür habe er sich freiwillig gemeldet. „Am vorvergangenen Sonntag ist Mirko K. in Ausübung seines Dienstes für unser Land bei einem feigen Mordanschlag hinterrücks erschossen worden“, sagte Romann und ergänzte: „Er hat nicht leiden müssen.“ Der Beamte sei zum Tatzeitpunkt mit seinen Kameraden auf einer Versorgungsfahrt gewesen, um Lebensmittel und Gebrauchsgüter einzukaufen. Es könne nicht konkret gesagt werden, „welche Hintergründe zu dieser verabscheuungswürdigen und in jeder Hinsicht ehrlosen Tat geführt haben“. Die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt hätten die Ermittlung wegen „Mordes und wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung im Ausland“ aufgenommen. Übermorgen hätte der Getötete seinen Dienst planmäßig beendet, sagte der Bundespolizeipräsident und zitierte mit versagender Stimme wiederum Mirko K.: „Ich wollte diese Kameradschaft erleben.“

Der Kommandeur der Spezialeinheit GSG 9, Olaf Lindner, sagte, „Feigheit, Hinterhältigkeit und ideologischer Hass“ seien Eigenschaften, die Mirko K. völlig fremd gewesen seien, „jedoch sein Leben beendet haben“. Der Vorgesetzte von Mirko K., Mario Schulz, zitierte in seiner Rede Victor Hugo: „Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall dort, wo wir sind.“

Die Menschen beteten zu Gott „und doch scheint das Böse zu triumphieren“, erklärte abschließend der evangelische Dekan der Bundespolizei, Helmut Blanke. Dennoch wolle er am Wort Gottes festhalten, so der Dekan, „den mit diesen Worten spreche ich dem Terror das Recht ab, das letzte Wort zu haben“. gb

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