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Mit Leidenschaft. Matthias Steinmetz erforscht die Milchstraße

© Christoph Freytag

Landeshauptstadt: Dem Universum verfallen

Matthias Steinmetz erhält Wilhelm-Foerster-Preis der Urania

Von Sarah Kugler

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Bei der ersten Mondmission, die er als Kind im Fernsehen verfolgte, schlief er noch ein. Erst als Matthias Steinmetz hörte, dass es Berge auf dem Mond gebe, wurde sein Interesse für das Universum geweckt. Heute ist der 49-Jährige Wissenschaftlicher Vorstand des Leibnitz Institutes für Astrophysik (AIP) in Potsdam und lehrt als Professor an der Universität Potsdam. Am gestrigen Sonntag erhielt er den von der Urania ausgeschriebenen Wilhelm-Foerster-Preis. Der Verband zeichnet damit Wissenschaftler aus, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich machen.

Dieter Rauchfuß, Vorstandsvorsitzender der Urania Potsdam, begründete die Entscheidung damit, dass Steinmetz viel und gerne mit jungen Studenten, Doktoranden und Doktoren zusammenarbeitet und diese für sein Fach begeistert. Außerdem fördere er aktiv die Popularisierung der Astronomie im AIP mit Vorträgen vor Besuchergruppen und hielt unzählige populärwissenschaftliche Vorträge in vielen Planetarien und öffentlichen Einrichtungen. „Matthias Steinmetz treibt somit nicht nur die Forschung voran, er vermittelt auch sehr erfolgreich sein Wissen an nichtfachliches Publikum“, so Rauchfuß.

Steinmetz, dessen Spezialgebiet die Erforschung der Milchstraße ist, freute sich sehr über die Ehrung, da ihm besonders die Vermittlung von Wissen an junge Menschen sehr wichtig ist. „Ich finde, wir haben als Forscher auch eine Verpflichtung, Rechenschaft abzulegen“, so der leidenschaftliche Kaffeetrinker. „Das heißt auch, dass wir Nachwuchs locken müssen, denn junge Naturwissenschaftler sind unser Zukunftskapital.“ Wie er sagte, sei Astronomie eine wunderbare Einstiegsdroge, um das zu schaffen.

Dass er nun einen Preis für seine Versuche, komplexe Materie mittelbarer zu machen, bekommen habe, erfülle ihn mit Stolz. Für ihn selbst begann die Faszination für die Sterne schon während seiner Kindheit, wie er erzählte. Schon in der Jugend durchforschte er den Sternhimmel mit einem eigenen Teleskop. „Gehen Sie mal in einen Kindergarten“, sagte er schmunzelnd. „Sie begeistern die Kinder entweder mit Dinosauriern oder Sternen. Naja, und bei manchen von uns bleibt die kindliche Freude eben bestehen.“

Für Steinmetz bedeutete das konkret ein Studium der Mathematik und Physik, das er mit er einer Arbeit über Supernovae abschloss. Anschließend promovierte er am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching zum Thema „Über die Entstehung und Morphologie der Galaxien“ und erhielt für seine Arbeit die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft. Er war bereits Associate Professor am Steward Observatory der University of Arizona in Tucson und hatte 2007 die Möglichkeit, Direktor des McDonald Observatoriums in Texas zu werden.

Er entschied sich aber, in Potsdam zu bleiben und dort seine Forschungen fortzusetzen. 2013 wurde er in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften gewählt. Er engagiert sich für die Realisierung von hochauflösenden Simulationen der Galaxienentstehung und ist Wissenschaftlicher Leiter (PI) des Radial Velocity Experiment RAVE, einer großen internationalen Beobachtungskooperation.

In seinem Vortrag „Mein Gott, es ist voller Sterne“ stellte er die Ergebnisse von 10 Jahren Forschung innerhalb des Projektes vor. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Milchstraße asymmetrisch und ständig in Bewegung ist. Seine Arbeit fasziniert Steinmetz bis heute: „Das ist einfach immer wieder ein tolles Gefühl, wenn man diesen scheinbar unbegreiflichen Kosmos doch begreift“, sagte er. Sarah Kugler

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