Landeshauptstadt: Dem Vergessen entreißen
Noch 2007 beginnt Innenausbau im ehemaligen Wohnhaus von Johannes Lepsius / Bronze-Relief gespendet
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Nauener Vorstadt - Noch in diesem Jahr will der Förderverein „Lepsiushaus“ einige Räume des ehemaligen Wohnhauses des Humanisten, Theologen und Helfers der Armenier, Johannes Lepsius, in der Großen Weinmeisterstraße sanieren. Nachdem ein Großsponsor 2006 zugesagte 500 000 Euro dann doch nicht für die historische Villa, sondern für die Botschaft Armeniens bei der Europäischen Union in Brüssel spendete, will der Förderverein nun mit kleineren Schritten die Innensanierung voranbringen. Die ersten dafür nötigen 25000 Euro stellt der Evangelische Kirchenkreis Potsdam bereit. Weitere Spender haben ihre Hilfe zugesagt. Dies erklärte Vereinsgeschäftsführer Peter Leinemann am Rande der Übergabe eines Bronze-Reliefs, das das Seitenprofil von Lepsius zeigt.
Die Mitglieder des Kultursymposiums M aus Iserlohn spendeten das Kunstwerk dem Förderverein. Geschaffen hat es der armenische Künstler Armenak Vardanyan, dessen Familie vom Völkermord an den Armenien in den Jahren 1915 bis 1917 betroffen war, wie Karl-Otto Weinreich vom Kultursymposiums M gestern erklärte. Das Symposium ehre Menschen, die gegen Willkür Widerstand leisteten und in Vergessenheit zu geraten drohen.
Die Gebäudehülle des 1772 errichteten, später zur Villa ausgebauten ehemaligen Weinmeisterhauses, war vom Eigentümer Schlösserstiftung ab 2002 wieder hergestellt worden; Innenausbau und Einrichtung der Gedenkstätte wurden dem Verein übertragen. Wie Leinemann sagte, sind im Inneren schadhafte Bauteile entfernt worden, der Ausbau erfordere einen hohen Aufwand. Leinemann nannte die Summe von 500000 Euro.
Hoffnungen setzt der Verein auch auf eine Förderung durch die Bundesregierung. „An Lepsius und sein Werk zu erinnern, ist keine lokale, sondern eine nationale Aufgabe“, so Leinemann, der eine Initiative der Bundestagsabgeordneten Markus Meckel und Steffen Reiche (beide SPD) begrüßt. Diese erinnern an den von breiter Mehrheit des Bundestages 2005 beschlossenen Antrag „Erinnerung und Gedenken an die Vertreibung und Massaker an den Armeniern 1915 – Deutschland muss zur Versöhnung zwischen Türken und Armeniern beitragen“. In diesem Antrag wird erklärt, dass das Werk von Lepsius „dem Vergessen entrissen“ werden soll. „Es wird Zeit, dieser Verpflichtung nachzukommen“, teilt Meckel mit.
Beim Völkermord der Türken an den Armeniern wurden über eine Million Menschen ermordet. Lepsius hatte den Genozid bekannt gemacht und das Armenische Hilfswerk gegründet.
Die Begegnungsstätte im Lepsiushaus sieht eine Ausstellung zu Leben und Werk von Lepsius, die originalgerechte Einrichtung seines Arbeitszimmers, eine Bibliothek, ein Dokumenten- und Zeitschriftenarchiv sowie einen Konferenzraum vor. Laut Leinemann werde es keine Völkermord-Gedenkstätte sein, wenn auch der Name Lepsius ohne diesen nicht gedacht werden könne.
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