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Aus dem GERICHTSSAAL: Dem Verlobten die Nase herumgedreht

Die Nase blutunterlaufen und blau, mehrere große Hämatome am Körper, ein geschwollener Handrücken und eine Platzwunde am Kopf. Die Fotos in der Gerichtsakte künden von massiver Gewalt.

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Die Nase blutunterlaufen und blau, mehrere große Hämatome am Körper, ein geschwollener Handrücken und eine Platzwunde am Kopf. Die Fotos in der Gerichtsakte künden von massiver Gewalt. Karin K.* (49), von Beruf Krankenschwester, rastete während eines Streits mit ihrem Langzeitverlobten Günther G.* offenbar völlig aus. Am Nachmittag des 31. März dieses Jahres – so die Staatsanwaltschaft – soll die stämmige Frau in der gemeinsamen Wohnung in Golm mit einem Kleiderbügel auf den Mann eingeschlagen haben. Als der Bügel zerbrach, habe sie die Schnur des Plätteisens samt Stecker ergriffen und den 56-Jährigen damit malträtiert. Später soll sie mit dem Rohr des Staubsaugers auf den Kraftfahrer eingeprügelt, gar ein Barometer aus Eichenholz auf ihm zertrümmert haben. Und sie habe die Nase des Golmers ergriffen und herumgedreht.

Karin K. – angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung – wollte sich gestern vor Gericht nicht äußern. Das ist ihr gutes Recht. Auch Günther G. machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Schließlich ist er – immer noch beziehungsweise wieder – mit der Frau verlobt. Dabei hatte er sie nach dem Übergriff bei der Polizei angezeigt, der Beamtin ausführlich berichtet, was sich an jenem Tag in den häuslichen vier Wänden abspielte.

„Es kommt ja nicht oft vor, dass ein Mann derart von seiner Partnerin drangsaliert wird“, schätzte die als Zeugin geladene Polizeibeamtin ein. „Herr G. war sehr, sehr fertig. Er wirkte labil und irritiert. Ich hatte den Eindruck, es war ihm äußerst unangenehm, mir als Frau das alles zu erzählen.“ Dennoch – so die Polizeizeugin – habe er ihr bereitwillig die lädierten Körperteile gezeigt. Da er kein ärztliches Attest vorweisen konnte, habe sie die Verletzungen mit der Kamera dokumentiert. „Normalerweise wird in so einem Fall ein männlicher Kollege hinzugezogen. Aber Herr G. hatte nichts dagegen, dass ich die Fotos mache“, berichtete die Beamtin.

Vor der Verhandlung saßen Karin K. und Günther G. einträchtig auf einer Bank im Gerichtsflur. In der Pause unterhielt sich das Paar angeregt. Das signalisierte dem Betrachter: Alles wieder in Ordnung. So gingen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung von einer einmaligen Ausnahmesituation aus. Mit Zustimmung aller Prozessbeteiligten wurde das Verfahren eingestellt. Allerdings muss Karin K. eine Geldauflage von 250 Euro zahlen. (*Namen geändert.) Hoga

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