
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Demo für Bildung
Potsdamer Studenten forderten bessere Bildungschancen / Größter FH-Hörsaal besetzt
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„Wieso, weshalb, warum? Wer nicht zahlt, bleibt dumm.“ Oder „Reiche Eltern für alle!“ Die Slogans auf den Transparenten machten mit teils beißendem Sarkasmus deutlich, worum es den Studenten auch in Potsdam geht – wie überall in Deutschland demonstrierten sie gestern für bessere Bildungschancen.
Rund 2000 Studenten zogen nach Veranstalterangaben am Vormittag durch die Potsdamer Innenstadt, die Polizei schätzte die Zahl auf knapp die Hälfte. In Sprechchören skandierten sie Parolen wie „Lehrernot, Bildungsklau – uns’re Antwort heißt Radau!“ oder „Bildung für alle, und zwar umsonst!“ In mehreren Reden geißelten die Protestler die Bildungspolitik von Land und Bund als sozial ungerecht. Die Aktion im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks stand unter dem Motto „Bildungsbrei aufmischen, gemeinsam auflaufen!“ Beteiligt hatten sich überwiegend Studenten der Universität und der Fachhochschule – Schüler und Gymnasiasten waren augenscheinlich deutlich in der Minderheit.
In Potsdam sind es vor allem die altbekannten Probleme, die die Studenten auf die Palme bringen. Über „gleichbleibend überfüllte Hörsäle“ klagte etwa Jasmin Till. Viele seien in Vorlesungen gezwungen, auf dem Boden zu sitzen, sagte die Spanisch- und Englisch-Studentin den PNN. Auch gebe es nicht genug Professoren. Geoökologie-Student Christian Budach fordert die Einführung eines Teilzeitstudiums, das es ermöglicht, neben dem Studium etwa noch einem Beruf nachzugehen. In die gleiche Kerbe schlug auch Barbara Reschke, die mit ihrer kleinen Tochter gekommen war. Ein Teilzeitstudium wäre „ideal“, sagte die Deutsch- und Musik-Studentin. „An anderen Unis gibt’s das längst.“ Eigentlich betrage die Regelstudienzeit in ihrer Fachrichtung sechs Semester bis zum Bachelor. Sie selbst sei inzwischen im 13. Semester, weil Kindeserziehung und schnelles Studium kaum vereinbar seien.
Nachdem, wie berichtet, Hochschulstudenten bereits seit über einer Woche das Auditorium maximum (Audimax) der Universität besetzt halten, nahmen gestern Studenten der Fachhochschule nach der Demo spontan den Hörsaal eins der FH im Komplex Am Alten Markt in Beschlag. Mit rund 250 Plätzen ist er der größte Hörsaal der Einrichtung. FH-Kanzler Rainald Wurzer sagte den PNN, die Forderungen der Besetzer seien noch unbekannt. Ein Raumproblem wie bei der Uni gebe es an der FH aber nicht. Wie die FH-Leitung reagieren will, ist noch unklar. Dauere die Aktion länger, müsse man über ein Ausweichquartier nachdenken. Die Uni hatte am Neuen Palais dafür ein Zelt aufgestellt.
Die Demo in Potsdam sei friedlich verlaufen, sagte Polizei-Einsatzleiter Matthias Tänzer. Zugleich bestritt er Behauptungen, die Beamten hätten Schülern des Helmholtz-Gymnasiums die Teilnahme an der Demo verweigert. Jeder, der wollte, habe das Schulgelände verlassen und sich dem Demonstrationszug anschließen können, sagte Tänzer. pee
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