Von Anna-Katharina Grieben: Den „Dreh“ raushaben
Am Sonntag beginnt die Kinderfilmuni der HFF / Noch wenige freie Plätze
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Ein Schrei, ein Schwenk, ein Lichtreflex – das sind die Zutaten, die eine Filmszene richtig spannend machen können. Warum das so funktioniert – das lernen Mädchen und Jungen zwischen neun und zwölf Jahren in der europaweit ersten Kinderfilmuniversität, die an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) bereits ins zweite Jahr geht.
46 junge Absolventen hatte die Filmuniversität bei ihrem ersten Durchlauf im vergangenen Schuljahr. Die Schüler sind jetzt stolze Besitzer eines Diplomzertifikats, das sie als kleine Filmspezialisten ausweist. Ab Sonntag kann ihnen der zweite Jahrgang nacheifern. Noch gibt es hierfür einige freie Plätze.
Zwei Semester lang werden die neuen „Schüler-Studenten“ Vorlesungen rund um den Film hören. Start ist übermorgen um 11 Uhr im Filmmuseum. „Gab es schon immer Filme?“ fragt dann Filmwissenschaftler Ralf Forster und erklärt, wie die Bilder laufen lernten. Ein kleiner Exkurs in die Geschichte.
Der deutschlandweite Trend zur Initiierung von Kinderuniversitäten nimmt seit der ersten Veranstaltungsreihe für jüngere Schüler 2002 an der Universität Tübingen beständig zu. Gegenwärtig gibt es über 70 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, die Vorlesungen für Kinder organisieren. Je nach Fachgebiet sollen auf die neugierigen Fragen der Jüngsten wissenschaftliche, aber kindgerecht aufbereitete Antworten gegeben werden. So auch an der Potsdamer Filmhochschule inmitten des medienstandorts Babelsberg.
Dieter Wiedemann, Präsident der HFF und Initiator der Kinderfilmuniversität wollte damit einerseits die Medienkompetenz von Schulkindern fördern, andererseits aber auch den künstlerischen Nachwuchs frühzeitig unterstützen. „Der medienpädagogische Ansatz konzentriert sich hier nicht auf eine medienkritische oder ablehnende Perspektive, sondern vielmehr auf die Medienästhetik im Film“, erklärt die Professorin für Kinder- und Jugendkultur der HFF Claudia Wegener. Die Kooperation mit dem Thalia Arthouse Babelsberg und dem Filmmuseum Potsdam ermögliche zudem, in ganz unterschiedlichen Sichtweisen auf das Medium zu blicken.
Im nun beginnenden zweiten Studienjahr werden zehn Vorlesungen gehalten, immer am letzten Sonntag des Monats um 11 Uhr. Wie die Hochschule, so berührt auch die Kinderuni die verschiedenen Studiengänge der HFF. Das Themenspektrum reicht von der Kameraführung bis zur Filmmusik. Eine Befragung der Mädchen und Jungen des ersten Jahrgangs hatte viele positive Reaktionen ermittelt. So ist das Angebot der Kinderfilmuni quasi wissenschaftlich evaluiert. Zwar hatten es die Neunjährigen manchmal noch etwas schwer mit einigen Fachbegriffen, die den Zwölfjährigen schon geläufiger waren. Insgesamt aber war das Verständnis ausgeglichen und die Aufnahmebereitschaft der „Studenten“ sehr hoch.
„Alle Dozenten haben Erfahrung in der Filmarbeit mit Kindern“, sagt Claudia Wegener. Wie im vergangenen Jahr werden sie nicht nur Vorlesungen halten, sondern auch mit den Kindern experimentieren. Der Sinn der Kinderuni liege nämlich nicht darin, 60 Minuten lang einer trockenen Theorievorlesung zuzuhören, sondern sich selbst auszuprobieren. Am Schnittpult, mit Kamera und Licht werde der Film erst richtig greifbar. „Viele Kinder haben schon eigene Animationsfilme mit dem Handy gemacht“, weiß Claudia Wegener.
Die Professorin im Bereich Medienwissenschaften der HFF findet an diesem Projekt besonders spannend, dass die Kinder selbst filmen dürfen und sich dabei mit den Fachleuten austauschen. Schnell haben sie den richtigen „Dreh“ raus, wie man aus Schrei, Schwenk und Lichtreflex aufregende Filmsequenzen komponieren kann. Vielleicht kommen ja aus der Kinderfilmuni von heute die Tatort-Regisseure von morgen.
Anmeldung im Internet unter www.thalia-arthouse.de, Semestergebühr 15 €
Anna-Katharina Grieben
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