Aus dem GERICHTSSAAL: Den Falschen angeklagt: Freispruch Urlaubskasse geraubt, echter Dieb unbekannt
Der Urlaub hätte so schön werden können. Florian F.
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Der Urlaub hätte so schön werden können. Florian F.* (24), seine Freundin Patricia P.* und ein paar Freunde wollten im Sommer 2008 ein Ferienhaus an der Ostsee mieten. 1700 Euro sollten Unterkunft, Verpflegung und Benzin kosten. Patricia sammelte das Geld ein und verstaute es in einer Blechdose auf dem Schlafzimmerschrank. Im April überwies Florian F. 400 Euro als Anzahlung. Dann machte ihm sein Arbeitgeber einen Strich durch die Rechnung. Er bekam nicht frei. Die anderen wollten nun auch nicht mehr fahren, forderten das Geld zurück. Das war allerdings verschwunden. Inzwischen hatten sich Patricia und Florian getrennt. Auch die übrigen Freunde waren zerstritten. Jeder beschuldigte jeden, die Urlaubskasse geplündert zu haben. Patricia bezichtigte ihren Ex-Freund. Der saß gestern wegen Diebstahls auf der Anklagebank.
„Ich war das nicht“, beteuerte Florian F. „Ehrlich!“ Karina K.* (20) aus dem einstigen Freundeskreis des Paares sagte jedoch bei der Polizei aus, sie sei zufällig Ohrenzeugin eines Streites zwischen Patricia und Florian gewesen. Da habe Florian den Diebstahl zugegeben. Vor Gericht räumte Karina K. ein: „Das stimmt nicht. Patricia hat verlangt, dass ich das sage. Ich weiß, es war nicht richtig. Aber diese Person kann prima Menschen manipulieren.“ Sie könne sich nicht vorstellen, dass Florian F. der gemeine Dieb sei. Aber Patricia P. traue sie die Tat zu. „Sie hat mir schon einmal 50 Euro gestohlen. Und als unser Urlaubsgeld verschwunden war, hatte sie plötzlich eine Menge Geld. Sie hat sich sogar ein Auto gekauft“, so Karina K.
„Ich habe für mich und meinen Freund 320 Euro bei Patricia eingezahlt“, berichtete Constanze C.* (19) im Zeugenstand. „Als ich die Summe zurückhaben wollte, meinte Patricia, ich müsse mich bis zum Jahresende gedulden. Angeblich hatte sie das Geld dem Reiseveranstalter bereits überwiesen, und nun gäbe es Schwierigkeiten mit der Rückbuchung.“ Die künftige Gärtnerin erstattete Anzeige. „Sie können die Aussage verweigern, falls Sie sich selbst belasten würden“, belehrte Amtsrichterin Reinhild Ahle Patricia P. (23). Die Arbeitslose hatte „keine Ahnung“, wo das Geld geblieben ist. „Bei uns sind viele Leute ein- und ausgegangen. Von denen kann es theoretisch jeder genommen haben“, stellte sie nun klar. Florian F. wurde freigesprochen. Für die Falschaussagen von Karina K. und Patricia P. kündigte die Staatsanwältin „entsprechende Folgen“ an. (*Namen geändert.) Hoga
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