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Landeshauptstadt: „Den Kunden fällt das auf die Füße!“

Bahnkundenverband: Potsdamer Fahrplankonzept geht an Bedürfnissen der Fahrgäste vorbei

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Bahnkundenverband: Potsdamer Fahrplankonzept geht an Bedürfnissen der Fahrgäste vorbei Von Henner Mallwitz Nein, zufriedene Gesichter waren am Mittwochabend im kleinen Kneipenraum am Bahnhof Griebnitzsee kaum zu sehen. Der Bahnkundenverband (DBV) wollte vor den Kommunalwahlen den Öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt auf den Prüfstand stellen – auf Politikerinteresse stieß das Anliegen nicht. Nichts Neues: Auch beim Kundenforum, das der Verkehrsbetrieb Potsdam am 18. September zum Thema „Fahrplan und Linienführungen“ veranstaltete, ließ sich kein Vertreter der Stadtverordnetenversammlung sehen. „Die Stadt hat in den vergangenen Jahren Millionen in den ÖPNV gesteckt“, so Volkmar Wagner vom DBV. „Die technische Seite ist auf dem modernsten Stand, nun muss die Stadt aber noch mehr daraus machen.“ Hauptkritikpunkt: das Fahrplankonzept „Takt 2000“. Durch Aufhebung des vom Verkehrsbetrieb (ViP) angebotenen parallelen Busverkehrs, der Schaffung von Umsteigeknoten, der Einführung von Express-Straßenbahnen und leicht zu merkender Fahrpläne sollte der ÖPNV in der Landeshauptstadt optimiert werden. „Das wurde jedoch nicht erreicht“, so der DBV. Neben der Reduzierung des Tram-Netzes und der Ausdünnung des Busverkehrs seien auch „gewachsene Linienverbindungen“ zerschlagen worden, und auch häufigeres Umsteigen sowie längere Wartezeiten seien die Folge von Takt 2000. „Durch den Einfluss, den die Stadt auf den ViP bei der Durchsetzung des neuen Konzeptes ausübte, wurden letztlich nur Lobbyinteressen und Einzelentscheidungen durchgesetzt“, so Wagner. „Den Kunden fällt das letztlich auf die Füße.“ Der DBV habe seitdem zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung unterbreitet – sie seien jedoch nie ernst genommen oder zerredet worden. Allein die häufigen Fahrplanwechsel und Änderungen bei der Linienführung seien für die Fahrgäste eine Belastung gewesen. Besonders im Raum Babelsberg hätte der Wegfall der Direktverbindung Drewitz-Stern-Bahnhof Medienstadt-Dianapark -Bahnhof Griebnitzsee zu massiven Beschwerden der Fahrgäste geführt. Als positiv hingegen bewertet der DBV die Schaffung von behindertengerechten Haltestellen, obwohl einige von ihnen durch kurz darauf erfolgte Änderungen im Liniennetz wiederum nahezu nutzlos wurden. Letztlich sei es dem politischen Druck zu verdanken, dass alle S-Bahnhöfe in Potsdam behindertengerecht gestaltet wurden. Kritik gibt es auch bei der Erreichbarkeit der Innenstadt durch Behinderte. Da durch den Takt 2000 keine ViP-Busse die City mehr direkt anfahren, müssten die Haltestellen im gesamten Innenstadtbereich rollstuhlgerecht ausgebaut werden. Auch, so Karsten Müller vom DBV, wenn man dabei Abstriche am Denkmalschutz hinnehmen müsse.

Henner Mallwitz

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