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Beste Potsdamer Angreiferin. Laura Weihenmaier (2. von rechts) gefiel am Samstag gegen den Schweriner SC.

© Olaf Möldner

Von Thomas Gantz: Den Meister nervös werden lassen

Der SC Potsdam begeisterte in der Volleyball-Bundesliga wieder sein Publikum und verlangte dem Schweriner SC alles ab

Stand:

Der womöglich größte Irrglaube im Vollleyball besteht darin, dass stets und ständig nur die offensiv bessere Mannschaft Spiele gewinnt. Um diese These zu widerlegen, genügte am Samstagabend eine Betrachtung der Spielweise, mit der der Schweriner SC im Bundesliga-Meisterschaftsspiel beim SC Potsdam zum Erfolg kam. Der amtierende Deutsche Meister der Frauen brauchte geschlagene 112 Minuten reiner Spielzeit, um sich dank ausgeprägter taktischer Finesse letztlich doch sicher mit 3:1 (25:23, 20:25, 25:15, 25:20) durchzusetzen. 550 Zuschauer in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee begeisterten sich an einem Spektakel, in dessen Verlauf sowohl der Titelverteidiger als auch der an diesem Abend bestens aufgelegte Gastgeber auf jeweilige Nöte des Kontrahenten reagieren musste.

Die erste der beiden Stunden verlief derart ausgeglichen, dass sich Tore Aleksandersen in der Pause zwischen den Spielabschnitten zwei und drei veranlasst sah, ungewöhnlich gestenreich auf seine Spielerinnen einzureden. „Potsdam war sehr stark. Bei uns lief es nicht so wie gewohnt. Da musste ich eben deutlich werden“, sagte der Schweriner Trainer hinterher. Den Eindruck aufkommender Verunsicherung wollte Michael Merten in dieser Phase allerdings nicht beobachtet haben. „Wären sie wirklich nervös geworden, hätten sie das Ding nicht gewonnen“, so der Trainer der Gastgeberinnen, der hinterher von einem tollen Spiel sprach, dass der Favorit auch dank seiner Routine für sich entschied. Insbesondere die erst spät in die Partie gekommene Patricia Thormann und die im dritten Satz mit einer Schulterverletzung ausscheidende Sylvia Roll prägten auf Seiten des Siegers die Partie. Für den SC Potsdam hatten Laura Weihenmaier, Ramona Stucki und Patricia Grohmann etliche sehr gute Szenen. Die beiden letzteren konnten die Partie allerdings verletzungsbedingt nicht bis zum Ende bestreiten.

Großen Einfluss auf den Spielausgang hatte der Umstand, dass beiderseits plötzlich nur noch zwei Spielerinnen einsetzbar waren, die die Kunst der gefühlvollen Ballannahme beherrschten. Auf Seiten des Gastes waren dies Lisa Thomsen und Julia Retzlaff, beim SC Potsdam die etatmäßigen Außenangreiferinnen Anika Zülow und Chantal Laboureur. Dem Schweriner SC gelang es besser, sich vom Service weg mit diesem für ihn sehr ungewohnten Begleitumstand zu arrangieren. Speziell Patricia Thormann beeindruckte mit ihrem von weit hinten kommenden und schwer zu kontrollierenden Aufschlägen. Die Gastgeberinnen ihrerseits hatten im Bemühen, die Bälle auf Maja Pachale und Kristin Kasperski zu servieren, weniger Fortune. Auch im Blockspiel hatten die Mecklenburgerinnen Vorteile. Dies wiederum entsprach den Erwartungen.

Durch das überraschende 3:1 des Köpenicker SC in Hamburg rutschte der SC Potsdam gestern auf den zehnten Tabellenplatz ab. Am kommenden Samstag will der Aufsteiger dies mit einem Auswärtssieg bei Alemannia Aachen beantworten. Die Eindrücke des Schwerin-Spiels lassen hoffen.

Thomas Gantz

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