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Sport: Den O-Uchi-Gari ausgepackt

René Schendel lenkte mit seinem Sieg den Weg des UJKC Potsdam in die Bundesliga-Endrunde und tritt nun bei den Deutschen Meisterschaften an

Stand:

Sein O-Uchi-Gari brachte ihn und damit den UJKC Potsdam am vergangenen Samstag auf die Siegerstraße und soll ihm vielleicht am kommenden Wochenende wieder helfen. „Den hatte ich lange nicht mehr angewendet“, sagt René Schendel über seinen Fußwurf, mit dem er im Viertelfinale der Judo-Bundesliga beim JC Leipzig im zweiten Kampf des 73-Kilo-Limits seinen Kontrahente Norbert Fleischer bezwang und so seinen Verein zurück in Richtung Finalrunde brachte.

Schendels langer Verzicht auf den O-Uchi-Gari – die „Große Innensichel“ – hat einen Grund: „Ich habe mir vor einigen Jahren mal im rechten Oberschenkel einen Muskelabriss zugezogen und diesen Wurf deshalb vorsichtshalber nicht mehr gemacht“, erzählt der 23-Jährige, der auch in den letzten Monaten arg von Verletzungen heimgesucht wurde. Kreuzbandriss im rechten Knie im Januar 2006, nach der Genesung in diesem Jahr Sehnenanrisse in der linken Schulter, Außenbandverletzungen im linken Sprunggelenk, dann Probleme mit dem rechten Sprunggelenk „Das ist alles ein bisschen nervig“, gesteht der Potsdamer. Während sein im Judo eigentlich noch erfolgreicherer Zwillingsbruder Mario nach einem im August erlittenen Kreuzbandriss im Knie und der in der vergangenen Woche erfolgten Operation frühestens Anfang März nächsten Jahres wieder ins leichte Judo- Training einsteigen kann, kämpft René Schendel trotz seiner Handicaps weiter auf der Tatami. „Das Gelenk wird getapet, und dann geht das schon“, sagt er.

Seinen nächsten Einsatz hat Schendel am kommenden Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften im hessischen Neuhof, bei denen der UJKC Potsdam zwölf Aktive ins Rennen schickt (siehe Kasten). René Schendel und Norman Helm, die kürzlich in Berlin Dritte der Nordostdeutschen Meisterschaften wurden, gehen dort in der Gewichtsklasse bis 73 Kilo an den Start, „und beide sind nicht chancenlos“, glaubt ihr Cheftrainer Axel Kirchner, der außerdem mit Robert Kopiske – am vergangenen Wochenende Fünfter der U20-EM in Prag – und Arne Mundt im 60-kg-Limit der Männer sowie mit Claudia Ahrens in der 63-Kilo-Klasse der Frauen weitere heiße Eisen im Feuer hat. Seine Olympiasiegerin und aktuelle Vize-Europameisterin Yvonne Bönisch verzichtet dagegen auf einen Start in Neuhof. „Sie soll sich nach einem holperigen Jahr, in dem sie keinen ordentlichen Kraftaufbau machen konnte, jetzt erst einmal ausruhen“, erklärt Kirchner die Situation der 26-Jährigen, die bei den WM in Rio de Janeiro durch einen doppelter Bänderriss im Sprunggelenk ebenfalls gehandicapt war und Siebente wurde.

René Schendel freut sich zwar über Kirchners Zuversicht, hält den Ball aber flach. „In meiner Gewichtsklasse ist das Teilnehmerfeld sehr ausgeglichen, und ich will mich vorher nicht unter Druck setzen“, meint der Student, der sein Sportwissenschafts-Studium mittlerweile in den Vordergrund stellt. „Möglich ist aber alles“, sagt Schendel und verrät: „Vielleicht packe ich den O-Uchi- Gari ja bald wieder aus.“

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