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Sport: Den Sieg noch aus der Hand gegeben
Volleyball-Erstligist SC Potsdam unterlag daheim Allianz MTV Stuttgart im Tiebreak mit 2:3
Stand:
Nach fast zwei Stunden Dramatik am Netz war Alberto Salomoni stinksauer. Als seine Volleyballerinnen des SC Potsdam am Samstag ihr Erstliga-Heimspiel gegen Allianz MTV Stuttgart mit 2:3 (25:9, 19:25, 25:22, 23:25, 7:15) verloren hatten, verließ der Trainer fast fluchtartig die Spielstätte in der MBS-Arena. Der temperamentvolle Italiener hatte einen dicken Hals. Zu Recht, denn die Potsdamerinnen hätten dieses Spiel gewinnen können – ja, müssen. „So darfst du niemals verlieren. Das geht gar nicht!“, schimpfte Toni Rieger, der Manager der Volleyballerinnen.
Am Tag nach der Niederlage hatte sich Salomoni wieder etwas beruhigt. „Ich wollte am Samstag einfach allein sein, um in Ruhe darüber nachzudenken, was wir gegen Stuttgart gut und was wir nicht gut gemacht haben, denn die letzten drei Spiele haben wir trotz guter Leistungen nicht nach Hause gebracht“, sagte der Coach den PNN. „Die Leistung der Mannschaft ist super. Wir steigern uns von Spiel zu Spiel, machen dann aber am Ende Fehler, die uns den Sieg kosten.“
So wie gegen den MTV. Stuttgart hatte sich zwar nach verschlafenem erstem Satz wieder zurück ins Spiel gekämpft, doch der SC entschied den dritten Satz letztlich sicher und war im vierten Spielabschnitt auf dem Weg zum dritten Sieg der Saison, als beim Stand von 20:16 plötzlich fast nichts mehr ging und dem SC nur noch drei Punkte gelangen, den Schwäbinnen aber neun. Beim 21:21 hatten sie aufgeschlossen, kurz darauf jubelten sie über den Satzgewinn. Im Tiebreak dann machte Stuttgart mit den nun unsicher wirkenden Potsdamerinnen kurzen Prozess, ging schnell 3:0 in Führung und baute den Vorsprung kontinuierlich aus (7:2, 12:5), während sich auf Seiten des SC die Fehler häuften. „Nach dem verlorenen vierten Satz haben wir einfach aufgegeben und nicht mehr an uns geglaubt”, sagte Co-Trainer Andrea Ebana nach der Partie.
„Wenn das Spiel eng wird, müssen wir mehr die Ruhe bewahren. Nur dann findest du zum Killerinstinkt, den du für einen Sieg in einem solchen Spiel brauchst“, so Salomoni. „Wir haben aber allein im vierten Satz 13 Fehler gemacht.“ Potsdams Kapitänin Kathy Radzuweit meinte: „Wir waren die bessere Mannschaft, sind aber über die eigenen Füße gestolpert. Und Dummheit wird bestraft.“
Betreten schaute auch Anika Zülow drein, obwohl sie von Stuttgarts Trainer Jan Lindenmair zur wertvollsten Spielerin der Samstag-Partie gekürt wurde. „Darüber kann ich mich gar nicht richtig freuen“, gestand die 24-Jährige. „Wir haben heute auf dem gleichen Level wie Stuttgart gespielt“, erklärte die Außenangreiferin, die 19 Punkte erzielte – 17 bei ihren 33 Angriffen bedeuteten beachtliche 52 Prozent Treffsicherheit – und damit erfolgreichste Potsdamerin vor Lucia Fresco (17) und Caterina Fanzini (14) war. „Aber es fehlte noch der letzte Tick. Wir hatten Stuttgart schon im Sack, aber in den entscheidenden Momenten hätten wir nicht groß nachdenken, sondern einfach nur punkten müssen. Uns fehlten noch Mut und Selbstbewusstsein, um den vierten Satz bis zuletzt durchzuziehen. Da beziehe ich mich durchaus mit ein.“
Als beste Stuttgarterin wurde Libera Evelyn Lorenco Delogu geehrt, die im vierten Satz bei Potsdams 10:9-Führung mit einer schweren Knieverletzung vom Spielfeld getragen werden musste. „Sie hatte bis dahin super angenommen und ein sehr gutes Spiel gemacht“, begründete Alberto Salomoni seine Wahl. Die Meinung, Lorenco Delogus Verletzung habe den SC eher geschockt und Stuttgart mehr gepusht, teilt der Coach nicht. „Vielleicht hat uns das ein bisschen aus dem Rhythmus gebracht, aber das war nur eine Episode“, so Salomoni. „Wir haben uns wie schon im Pokal am Mittwoch in Aachen den Sieg noch nehmen lassen, weil uns am Satzende Fehler unterliefen. Das ist ärgerlich, aber es bleibt die Erkenntnis, dass wir mit den Mannschaften ab Platz vier, fünf mithalten können.“ Michael Meyer
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