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Von Thomas Gantz: Den Weg dann doch allein gegangen

Handball-Regionalligist 1. VfL Potsdam siegte mühelos 30:13 (12:7) über Fortuna Neubrandenburg

Stand:

Das Warmmachen beider Regionalliga- Mannschaften plätscherte ziemlich unaufgeregt dahin. Eine Viertelstunde verging noch bis zum Spielbeginn, als plötzlich das eingängige Gitarrenriff von „Are you gonna go my way“ durch die Lautsprecherboxen krächzte. Lenny Kravitz spielte diesen Klassiker des Retrorocks vor anderthalb Jahrzehnten ein.

Die am Samstag in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee gastierenden Handballer des SV Fortuna Neubrandenburg hätten ihn durchaus als Einladung verstehen können, sich gemeinsam mit den Spielern des gastgebenden 1.VfL Potsdam auf den Weg hin zu einem unterhaltsamen Kräftemessen unter Gleichen zu machen. Es kam nicht dazu. Zu sehr unterschieden sich die sportlichen Möglichkeiten beider Teams voneinander, als dass sich über die Dauer der Gesamtspielzeit auch nur annähernd Spannung hätte aufbauen können. Am Ende war der Aufsteiger, betrachtet man die Zahl der kassierten Gegentreffer, mit dem 30:13 (12:7) aus VfL-Sicht sehr gut bedient.

Vor 250 Zuschauern benötigte der Tabellenführer gegen die von der Körpergröße her im Schnitt hoffnungslos unterlegenen Gäste eine ausgedehnte Anlaufphase. Nach zehn Minuten stand es 2:2, auch später lief das Spiel des Favoriten noch etwas zähflüssig und fehlerbehaftet. Zudem erwischte Fortuna-Torwart Steffen Hönig eine vorzügliche erste Halbzeit und hielt den Rückstand bis zur Pause in Grenzen. Wenn man so will, bemühten sich die sehr fair auftretenden Neubrandenburger im Rahmen ihrer Möglichkeiten noch um ein Schritthalten. Nach der Pause dann machte sich der VfL allein auf den Weg, zog im Konterspiel konsequent durch (Lars Melzer, Alexander Schmidt, Florian Schugardt) und führte 20:7 (40.). Die zuvor recht clever das Tempo verzögernden Gäste brachen unter dem Druck regelrecht zusammen und erlebten dann doch, was ihr Trainer Helmut Wilk im Vorfeld der Begegnung hatte verhindern wollen. („Wir kommen nach Potsdam, um keinen moralischen Schaden zu nehmen.“)

Gäbe es nach diesem Abend überhaupt etwas zu bedauern, wäre es der mangelnde Publikumszuspruch. Teile des VfL-Stammpublikums blieben am Samstagabend offenbar weg, weil das Spiel von Vornherein zu wenig Spannung versprach. Die beiden zuschauenden Bundesliga-Handballer René Boese (Füchse Berlin) und Felix Herholc (Stralsunder HV) fühlten sich zumindest ebenso gut unterhalten wie VfL-Trainer Peter Melzer, der hinterher bemerkte, „dass man bei dieser Spielentwicklung mit dreißig geworfenen Toren zufrieden sein kann.“

Nach den ersten drei locker herausgespielten Siegen steigen ab sofort die Ansprüche an den VfL. Am kommenden Samstag spielt er in Oranienburg wohl vordergründig gegen das Publikum an. Am 11. Oktober kommt dann mit dem DHK Flensborg einer der Mitfavoriten. Die Partie findet in Großbeeren statt.

1.VfL Potsdam: Pahl, Panzer; Pohlack 3, Kleiner 1, Barsties, Lenser, Melzer 8, Mellack 1, Bieganski, Bolduan 5/1, Piske 1, Schmidt 6, Reimann, Schugardt 5.

Thomas Gantz

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