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Landeshauptstadt: Denkmale für den Alten Fritz

100 Jahre nach dem ersten persönlichen Testament stand das Reiterbild eines bedeutenden König – eine Erinnerung, die er nicht wollte

Stand:

Der Alte Fritz wollte kein Denkmal, schon gar nicht zu Lebzeiten. „Man bringe mich beim Schein einer Laterne, und ohne dass mir jemand folgt, nach Sanssouci und bestatte mich dort ganz schlicht auf der Höhe der Terrasse, rechterhand, wenn man hinaufsteigt, in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen“, bestimmte Preußens bedeutendster König schon 1751 in seinem ersten persönlichen Testament.

Dieser Wunsch ging erst am 205. Todestag Friedrichs II. in Erfüllung. Zunächst in der Garnisonkirche beigesetzt, traten die sterblichen Überreste des Königs 1943 eine lange Irrfahrt über die Bunkeranlage Wildpark, das Salzbergwerk Bernterode und die Elisabethkirche in Marburg zur Burg Hohenzollern in Hechingen an. 1991 ließ das ehemalige Königshaus dann den Sarkophag nach Sanssouci überführen.

Gar keine Aussicht auf Respektierung besaß die Ablehnung eines Denkmals. Kaum hatte den Bildhauer Johann Gottfried Schadow und den Architekten Hans Christian Genelli, die sich in Rom aufhielten, die Todesnachricht erreicht, legten sie bereits ihren Vorschlag für ein Mausoleum vor. Gestalten aus Friedrichs Freundeskreis umgaben den Sarkophag, auf dem der Herrscher liegend dargestellt war. Schadow schob im selben Jahr den Entwurf eines Reiterstandbildes nach, und Emanuel Bardou wollte seine bereits 1777 geschaffene Statuette des Königs zu Pferde zur Vorlage für ein Friedrich-Denkmal machen.

1791 sahen die Besucher der Akademieausstellung in Berlin dann eine wahre Flut von Projekten, unter anderem von dem berühmten Kupferstecher Chodowiecki, von Schadow, Puhlmann, Carstens, Rode, Cunningham Viele stellten ihn in der Gewandung eines altrömischen Herrschers dar, so Johannes Eckstein, der den König in antiker Rüstung und lorbeerbekränzt zu Pferde über Invidia (den Neid) und Fraus (Betrug, Heuchelei) hinwegsetzen lässt. Beim Durchblättern des Katalogs kann man nur schwer echte Trauer empfinden, dass diese Entwürfe allesamt „Luftschlösser“ blieben. Dem denkmalunwilligen „Weisen von Sanssouci“ und der Nachwelt wurde damit einiges erspart.

Mit den Standbildern wetteiferten die architektonischen Projekte. Sie kamen unter anderem von Carl Gotthard Langhans, der einen Rundtempel vorsah (1797), Friedrich Gilly mit einer monumentalen Tempelanlage (1797), einer Quadriga mit skulpturengeschmücktem Unterbau (zwischen 1822 und 1833), einer allseitig von einem Portikus umstellten Trajanischen Säule (1829/33) oder einem dreistöckigen Turmbau (1833), alles Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel. Hans Olesen Rustad schlug 1791 einen Schneckenturm vor, und der Däne Carsten Niebuhr brachte 1821 aus dem Iran Ansichten des monumentalen Grabmals für den Perserkönig Kyros als Vorbild mit. Den Vogel schoss aber der aus einer Neuruppiner Kaufmannsfamilie stammende Heinrich Gentz ab. Er wollte seinem Rundtempelentwurf (1797) Pavillons für ein Kaufhaus, ein Café und ein Restaurant hinzufügen. An Friedrichs Weihestätte wäre also immer ordentlich was los gewesen.

Richtig ernst wurde es mit dem Denkmal erst wieder, als sich 1838 Friedrich Wilhelm IV. (damals noch Kronprinz) des Projektes annahm. Er verehrte den Alten Fritzen, seinen Urgroßonkel, sehr, und wollte ihm zum Ruhme auf den Höhen nördlich Sanssoucis eine Triumphstraße anlegen, deren Bauten aber schließlich ebenfalls größtenteils Luftschlösser blieben. So auch der der Akropolis in Athen ähnelnde Tempelbezirk auf dem Mühlenberg, wo heute die Historische Mühle steht. Im Tempel wäre, wie die Skizzen des Kronprinzen und deren Ausführung durch Schinkel und später Ludwig Persius zeigen, Friedrich der Große in dreifacher Gestalt erschienen: in der Apsis Richtung Sanssouci als Göttervater Jupiter, nach Osten als Kriegsheld auf einer Quadriga in den Kampf stürmend und als liegende Skulptur über einer Gruft, in die sein Sarkophag überführt werden sollte.

Als auch dieses Vorhaben scheiterte, konnte sich der „Philosoph von Sanssouci“ ins Fäustchen lachen. Mehr als 60 Jahre nach seinem Tode war ihm, wie er es wünschte, noch immer kein Denkmal aufgestellt worden. Doch das änderte sich 1851, als nach seit 1829 andauernden Querelen das von Christian Daniel Rauch geschaffene Reiterstandbild Friedrichs des Großen in Berlin Unter den Linden eingeweiht wurde. Leicht hatte es dieses Meisterwerk der Bildhauerkunst nicht, denn da das frühe SED-Regime entgegen dem Rat des marxistischen Klassikers Franz Mehring Preußen als Quell alles Übels betrachtete, erhielt das Kunstwerk 1961 das Hippodrom (nahe Schloss Charlottenhof) im Park Sanssouci als Verbannungsort. 1980 kehrte es aber mit der in der DDR beginnenden „Preußen-Renaissance“ Unter die Linden zurück.

Wer einen bisher nicht verwirklichten Architektur-Entwurf für die PNN-Serie „Luftschlösser“ vorschlagen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 2376 134, Fax: (0331) 23 76 300 oder per E-mail an lokales.pnn@pnn.de.

Erhart Hohenstein

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