Landeshauptstadt: Denkmalschutz für sechs Monate
Bauverwaltung wehrt sich gegen Vorwurf, bestimmte Investoren zu bevorzugen
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Die Potsdamer Stadtverwaltung hat gestern den Vorwurf, sie sei nicht neutral und würde bestimmte Investoren bevorzugen, zurückgewiesen. Diese Anschuldigungen äußerte die frühere Miteigentümerin des „Hauses der Offiziere“, Eleonore Straub, in einem Brief an Landesbauminister Reinhold Dellmann, Oberbürgermeister Jann Jakobs sowie die Mitglieder des Bauausschusses der Stadt (PNN berichteten gestern). Hintergrund ist die geplante Bebauung des Grundstücks an der Hegelallee, auf dem Investor Dirk Onnen das ehemalige „Haus der Offiziere“ abreißen und mit 40 Eigentumswohnungen in bis zu fünf Etagen hohen Häusern bebauen will.
Straub erklärte in diesem Zusammenhang, die Stadt habe das Gebäude damals unter Denkmalschutz stellen wollen, was ihre Investoren verprellt und sie in die Zwangsverwaltung getrieben habe. Der heutige Investor kaufte das Grundstück im Juni 2003 für weniger als eine Million Euro, so Straub. Die Stadtverwaltung erklärte nun, die in dem Schreiben vom 7. Februar gemachten Äußerungen würden nicht zutreffen. „Bei der Unterschutzstellung auf Anforderung der Denkmalfachbehörde von 2003 handelte es sich um eine vorläufige Unterschutzstellung“, argumentiert die Verwaltung. Der Denkmalschutz sei lediglich für sechs Monate gültig gewesen. Straub schrieb in dem Brief, allein die Ankündigung der Behörde am 7. April 2003, dass Haus der Offiziere unter Denkmalschutz zu stellen, hätte ihre Pläne zunichte gemacht. Sie habe danach keine Käufer mehr für das Objekt gefunden. Dem hält die Verwaltung entgegen: „Wenn es zu einer tatsächlichen Unterschutzstellung gekommen wäre, hätten sich gute Investitionsmöglichkeiten durch Abschreibung nach dem Einkommenssteuergesetz ergeben.“ Endgültig unter Denkmalschutz wurde das Gebäude aber nie gestellt, die Verwaltung gibt dafür eine „Substanzuntersuchung“ des Gebäudes an. Damals erteilte Baugenehmigungen sind inzwischen erloschen, die genehmigten Vorhaben sind nach Aussage der Verwaltung nie ausgeführt worden. Und: „Die übrigen Bauanfragen waren jedoch nicht so hinreichend qualifiziert, dass sie abschließend beurteilt werden konnten“, eine Stadtsprecherin.
Das Grundstück wurde bis 1994 von der russischen Armee als „Haus der Offiziere“ genutzt. Nach dem Abzug der GUS-Truppen wurden am Haus keine Baumaßnahmen mehr durchgeführt. Der Verfall der baulichen Anlagen schritt schnell voran. „Die Landeshauptstadt hat großes Interesse daran, dass das über Jahre brachliegende Gelände nunmehr städtebaulich entwickelt wird.“, heißt es. Dirk Onnen will ohne B-Pläne nach Paragraf 34 an dieser Stelle bauen. Seine Pläne stellte er im vergangenen Bauausschuss vor, eine von Onnen gewünschte sofortige Entscheidung wollten die Stadtverordneten nicht fällen. Bereits am Dienstag wird erneut über die Baupläne im Eingangsbereich des Schlossparks Sanssouci beraten. pst
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