Landeshauptstadt: „Denn es will Abend werden “
80 Jahre Seniorenzentrum Emmaushaus Kronenkreuz in Gold für ehemalige Mitarbeiterin Gerda Wache
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Matthias Fiedler erinnert sich noch gut an eine seiner ersten dienstlichen Pflichten als neu bestellter Direktor des Landesausschusses für Innere Mission. „Wir saßen damals gemeinsam mit der brandenburgischen Sozialministerin Regine Hildebrandt im alten Heim und überlegten, wie es weiter geht.“ Damals war das traditionsreiche Haus, das älteste Altenheim in Potsdam, siebzig Jahre alt und entsprach nicht mehr den Anforderungen.
22 500 Reichsmark waren notwendig, um im September 1925 den Bau eines „Kleinrentnerheimes“ in der Nauener Vorstadt zu beginnen. Der ein Jahr zuvor gegründete Emmaus-Verein hatte das Geld durch Wohltätigkeitsveranstaltungen, Darlehen und Zuschüsse gesammelt, so dass das Heim bereits am 15. Mai 1926 öffnen konnte. Gestern beging es mit einer Jubiläums-Andacht mit Superintendent Hans-Ulrich Schulz sein 80-jähriges Bestehen.
Ein im Vergleich zur Bausumme von 1924 gigantischer Betrag von über 17 Millionen Mark war notwendig, um den brandenburgischen Mindeststandard eines Pflegeheims zu verwirklichen. Es war Regine Hildebrandt, welche die Förderung des Umbaus ab 1998 trotz gerichtlicher Auseinandersetzungen mit einem anderen Träger durchsetzte. Im Ergebnis entstanden 67 Pflegeplätze, vier Kurzzeitpflegeplätze und 39 Einheiten für betreutes Wohnen. Um Baufreiheit zu schaffen, mussten 28 Bewohnerinnen zeitweise „aufs Land“, ins Luther-Rüsthaus nach Ferch, verschickt werden. Der Umbau des Emmaus-Hauses fand dann unter der Federführung des Berliner Architekten Wolfgang Pfeiffer statt und war im Jahre 2000 beendet. Zwei neue Treppenhäuser, Duschzellen mit Bewegungsflächen und behindertengerechten Sanitäreinrichtungen, für den Bettentransport geeignete Aufzüge, vorgeschriebene Sicherheitseinrichtungen, eine neue Großküche, eine Verbindung zwischen Haus I und II sowie der Ausbau des Dachgeschosses und die Neugestaltung der Freianlagen gehörten unter anderem zum Umbauprogramm. Die Einbettzimmer haben eine Größe von 16 Quadratmetern und die Zweibettzimmer von 26 Quadratmetern.
Ein Großteil der heutigen Bewohner ist älter als das Haus selbst. Gerda Wache, die langjährigste Mitarbeiterin, wurde gestern vom Diakonischen Rat mit dem Kronenkreuz in Gold geehrt. Die heute 78-jährige begann am 1. April 1946 im Haus zu arbeiten. 1988 ging sie in den Ruhestand und lebt jetzt in einer betreuten Wohnung des Heimes.
Die Heimkosten richten sich nach der Pflegebedürftigkeit. Für Bewohner der Pflegstufe drei, also für Menschen mit erhöhter Pflege, beträgt der Monatsbetrag derzeit 2485 Euro, wovon die Pflegeversicherung einen großen Teil übernimmt.
„Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt“, so lautet der Gründungsspruch des Emmaus-Hauses aus dem Lukas-Evangelium. Seine Aktualität wird in den nächsten Jahrzehnten zunehmen, denn immer mehr Menschen benötigen aufgrund der Zunahme der Lebenserwartung professionelle Hilfe und Pflege. Brandenburgs Justizministerin Beate Blechinger, die für die Landesregierung gestern ein Grußwort sprach, schätzt, dass im Jahre 2020 im Land Brandenburg fünfzig Prozent mehr Menschen der Pflege bedürfen als heute. „Wir müssen uns stärker auf das Älterwerden der Menschen einstellen, zum Beispiel mehr Möglichkeiten für betreutes Wohnen schaffen“, nannte Oberbürgermeister Jann Jakobs als kommunalpolitische Aufgabe.
Tag der offenen Tür heute ab 10 Uhr in der Eisenhartstraße 14-17. Unter anderem berichten die Mitarbeiterinnen der seit 2001 bestehenden Fachberatungsstelle für Alzheimerkranke und deren Angehörige sowie der Tagespflege „Abendsonne“ ab 15.30 Uhr über ihre Tätigkeit.
Günter Schenke
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