Sport: Der Alltag wird zum Gradmesser
Der 1. VfL Potsdam und die Sportschule erhoffen sich von der Handball-WM anhaltenden Aufschwung
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Jan Thiele wirkte am Tag danach nicht so, als hätte ihn die große Resonanz sonderlich überrascht. Gut 400 Handballfans interessierten sich am Sonntagnachmittag für die kurzfristig vom 1.VfL Potsdam organisierte Live-Übertragung des WM-Finales im Blauhaus. „Wir haben damit gerechnet, dass es voll wird. Die Handball-Begeisterung, die die Leute in den letzten beiden Wochen erfasst hatte, war in der Stadt deutlich zu spüren“, sagte der Manager der Potsdamer Zweitliga-Handballer gestern.
Die Handball-WM in Deutschland, dieses rauschhafte Ereignis, das wie fast erwartet alle Erwartungen übertraf, ist Geschichte. Der Gastgeber hat den Titel gewonnen, Hunderttausende Menschen haben sich erstmals überhaupt für die Feinheiten dieses schnellen, harten, kraftaufwendigen und vom Bewegungsablauf her doch auch eleganten Mannschaftssports interessiert. Nun geht es, auch und gerade in Potsdam, wieder um den normalen Handball-Alltag, der schon sehr bald am hiesigen Standort wieder prägend sein wird.
„Spaß am Sport, Spaß am Spiel und das ganze nicht vordergründig am Erfolg orientiert. Das muss jetzt auf die untere Leistungsebene durchschlagen und dort zur Dauererscheinung werden“, sagt Thiele, für den mit dem VfL am kommenden Sonnabend mit dem Heimspiel gegen den TSV Hannover-Burgdorf (19.30 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) der Existenzkampf in der 2. Bundesliga Nord seine Fortsetzung findet. Ein verlässliches Gefühl dafür, wie voll die Halle werden könnte, hat er nach eigenen Worten nicht. Auch nicht dafür, welchen längerfristigen Effekt die vom Verein initiierte Listenaktion für ermäßigten Eintritt (PNN berichteten) bringt. Jan Thiele denkt weiter, spricht davon, dass der Handball in die Schulen getragen werden muss und Potsdam in diesem Zusammenhang bereits jetzt eine Vorreiterrolle inne hat.
In der Potsdamer Sportschule ist Handball Unterrichtsfach. Es existiert ein Sichtungssystem und ein recht umfangreiches Spektrum an Talenten. Alexander Haase arbeitet mit ihnen. Der Sportlehrer und ehemalige VfL-Trainer war bei insgesamt acht WM–Spielen live in der Halle, nahm am vergangenen Wochenende in Köln an einem internationalen Trainersymposium teil und war Augenzeuge des Endspiels. Sein Credo ist schnell niedergeschrieben: „Unser Sport steht derzeit im Fokus. Es geht jetzt darum, den Schwung zu nutzen und klare und umsetzbare Konzepte für die Nachwuchsförderung zu erarbeiten“, sagt er und ist sich doch nicht sicher, ob der Deutsche Handballbund (DHB) als Fachverband dazu imstande ist.
Die Dinge des Alltags anpacken und voran treiben zu können, setzt nach Haases Worten in Potsdam jedoch den Bau einer neuen Mehrzweckhalle voraus: „Das Ding muss her. Erst dann kann man vernünftig planen und arbeiten.“
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