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Die Gewerbebrache in Drewitz braucht eine neue Zufahrt, sagt die Stadt.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: „Der alte Drewitz-Park ist mausetot“

Der Flächennutzungsplan sieht die Waldrodung im Kirchsteigfeld vor. Aldinger will „kein 08/15-Gewerbe“

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Knapp sieben Jahre hat die Potsdamer Stadtverwaltung daran gearbeitet, nun liegt er vor: der Flächennutzungsplan für die Landeshauptstadt (FNP). Am 7. Dezember wird das Planwerk, das die grundlegenden Entwicklungsziele Potsdams bis 2020 darstellt, in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Dass der FNP Widerspruch hervorrufen wird, daran scheint selbst Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündisgrüne) nicht zu zweifeln. Größter Knackpunkt ist die im FNP vorgesehene Umwidmung von neun Hektar Waldfläche der Parforceheide am Kirchsteigfeld in eine Gewerbefläche. Klipp verwahrte sich dagegen, dass das vielgescholtene Ansiedlungsprojekt Drewitz-Park über den FNP quasi durch die Hintertür wieder eingeführt wird. „Der alte Drewitz-Park ist mausetot“, sagte Klipp gestern bei der FNP-Präsentation vor Journalisten. Es mache keinen Sinn, ihn durch Ablehnung des FNP „noch mausetoter zu machen und dann auch noch einzubetonieren“. Die Diskussion um das Vorhaben einer Investorengruppe um den Projektentwickler Henrik Aldinger dürfe nicht auf dem Rücken des FNP ausgetragen werden, hofft Klipp. Es sei auch später leicht möglich, die Waldfläche zu sichern, etwa durch eine FNP-Änderung oder bei der Erarbeitung des Bebauungsplanes.

Auf seine Identität als Bündnisgrüner angesprochen erklärte Klipp, er habe sich „immer vehement gegen den Drewitz-Park ausgesprochen“, der endgültige Ausstieg aber könne nur über die Stadtverordneten als dem Souverän erfolgen, „nicht über einen grünen oder schwarzen Baubeigeordneten“.

Grund für die Umwidmung von Waldflächen ist nach Angaben Klipps die schlechte Erschließung des Gewerbegebiets Kirchsteigfeld. Die Stadt habe angesichts der teuren Sanierung der Humboldtbrücke ohnehin bereits Investitionen zeitlich verschieben müssen. Allein durch die Ausweisung und dann erfolgende Vermarktung von Gewerbeflächen durch die Stadt Potsdam könne die Stadt die Baukosten für eine Zufahrtsstraße refinanzieren.

Bei der öffentlichen Auslegung des FNP-Entwurfes im Jahr 2008 erfolgten zunächst nur fünf Einwände. Nach Angaben der Bauverwaltung wurde die gewerbliche Baufläche jedoch mit Billigung der Stadtverordneten unverändert gelassen. Erst in den Jahren 2010 und 2011 seien zahlreiche Stellungnahmen gegen die Pläne eingegangen, 19 im Jahr 2010 und 93 im Jahr darauf. Erst 2010 war das konkrete Ansiedlungsbegehren für großflächigen Einzelhandel unter dem Titel „Drewitz-Park“ bekannt geworden.

Investor Aldinger appellierte am Montag noch einmal an die Stadtverordneten, die Entwicklung von fünf Hektar Wald zuzulassen. In Übereinstimmung mit der Wirtschaftsförderung der Stadt wolle er „kein 08/15-Gewerbe“ ansiedeln, sondern Wissenschafts- und Technologieeinrichtungen, Logistik- und Dienstleistungsfirmen sowie „nicht störendes produzierendes Gewerbe“. Bleibe der Wald aber in Gänze erhalten, passiere auch auf der Kirchsteigfeld-Brache „erstmal gar nichts“, warnte Aldinger. gb/pee

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