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Homepage: Der Alte würfelt nicht Über Albert Einsteins Gottesvorstellungen

Man könne aus dem Judentum nicht austreten. Aber ein praktizierender Jude sei Einstein nicht gewesen, sagte Susan Neiman, Direktorin des Einstein Forum.

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Man könne aus dem Judentum nicht austreten. Aber ein praktizierender Jude sei Einstein nicht gewesen, sagte Susan Neiman, Direktorin des Einstein Forum. Wie war Einsteins Verständnis von Gott? Dieser Frage ging der Physiker Thomas Naumann am Einstein Forum nach. Als Einstein zu etwaigen Unklarheiten in der Quantenphysik befragt wurde, antwortete er: „Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der Alte nicht würfelt“. Häufig stellte Einstein in Kommentaren zu seiner Forschung einen direkten Bezug zu himmlischen Mächten her. Ob sich deren Wirken in der Gesetzmäßigkeiten der Physik äußere, ließ er dennoch offen.

Schon früh, als Jugendlicher, distanzierte er sich von der jüdischen Religionsgemeinschaft. Seine Familie war nicht besonders streng gläubig und auch der Physiker nahm an jüdischen Ritualen nicht teil. Aber er bezog sich häufig in Briefen und anderen privaten Äußerungen auf eine metaphysische Größe. 1922 erhielt er den Nobelpreis für Physik. Das hinderte ihn aber nicht daran, hinter dem Zusammenhalt von Weltganzen und Universum eine Größe zu vermuten, die dem Ganzen eine erkennbare Ordnung vermittelte.

Einstein sei getragen von „einer Bewunderung für die Schönheit und dem Glauben an die logische Einfachheit der Ordnung und Harmonie, die wir nur demütig und unvollkommen erkennen können“. Er habe dies auch so formuliert, stellte Naumann fest. Dennoch sei der Physiker weit davon entfernt gewesen, an einen personalen Gott zu glauben. Die Vorstellung des alten Mannes mit Bart habe Einstein eher als Kinderglauben abgetan. „Der Begriff Gottes, den Einstein vertrat, stand dem Spinozas nahe“, bemerkte Naumann. Nach Spinoza sei Gott in allem Seienden vorhanden. Der Philosoph habe Gott mit einer allumfassenden Substanz gleichgesetzt. Die Natur und deren Gesetze seien dabei die Attribute dieses Gottesbegriffs.

Die Frage, ob auch eine andere als die gegenwärtige Welt möglich gewesen wäre, beschäftigte Einstein. „Er bezweifelte das. Denn dann wäre möglicherweise Einsteins Forderung nach logischer Einfachheit nicht mehr erfüllt gewesen“, so Naumann. Einfachheit und ästhetische Klarheit der Physik aber waren zentrale Begriffe für den Physiker, der 18 Jahre in Berlin und Potsdam lebte. Abseits von Spekulationen über die zwangsläufig im Metaphysischen liegenden Beweggründe Gottes, war Einstein durchdrungen von einer Bewunderung für die ingenieurtechnischen Fähigkeiten eines möglichen Weltenschöpfers. Der Nobelpreisträger betonte, dass Gott ein erstklassiger Mathematiker gewesen sei, der zudem fortgeschrittenste Mathematik zur Schaffung des Universums verwendet hätte. Einsteins eigene rechnerische Fähigkeiten waren eher schwach ausgeprägt.

Die mathematisch-physikalischen Raffinessen der Schöpfung betont auch Naumann, durchaus im Einklang mit Einstein. An Naumanns Arbeitsplatz, dem Teilchenbeschleuniger LHC beim Europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf, suchen Forscher mithilfe von viel angewandter Mathematik und Physik nach dem „Higgs Teilchen“. Die nachgewiesene Existenz des „Gottes-Teilchen“ würde das gegenwärtige Modell der Teilchen-Physik bestätigen. Allerdings bestand vor dem Starten des Teilchenbeschleunigers die Befürchtung, dass dort unmittelbar ein schwarzes Loch entstehen könnte. In dem hätte dann die ganze Welt auf einen Schlag verschwinden können. „Das ist glücklicherweise nicht eingetreten, wie sie sehen“, kommentierte Naumann.

„Grundsätzlich hätte es viel mehr Möglichkeiten für ein chaotisches Universum gegeben, als für das existierende“, erklärte Naumann schließlich. Auch Einstein habe sich daher gefragt, woher denn die säuberlich geordneten und gar nicht so einfach erkennbaren Naturgesetze kommen. Eine Frage, die nach wie vor unbeantwortet ist. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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