zum Hauptinhalt
Steinalt. Auf 380 Jahre wird die Eiche im Paradiesgarten geschätzt.

© M. Burkart

Homepage: Der älteste Bewohner des Gartens Die alte Eiche

im Paradiesgarten

Stand:

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

An der Nordwestseite des Paradiesgartens an der Maulbeerallee steht unübersehbar ein sehr dicker, sehr alter und inzwischen leider auch nicht mehr unversehrter Baum. Diese Eiche schmückt sich jetzt im Oktober mit ihren schönsten Herbstlaubfarben, die von gelblichgrün über leuchtendgelb bis rehbraun reichen. Der Stammumfang beträgt in Brusthöhe etwa 4,70 Meter, das Alter wird auf rund 380 Jahre geschätzt. Demnach wäre dieser Baum gekeimt, als in Deutschland noch der 30-jährige Krieg tobte. Das ist wirklich lange her!

Eichen sind zweifellos die deutschesten aller Bäume. Es gibt zwei häufige heimische Arten: Stiel- und Trauben-Eiche (Quercus robur, Q. petraea). Sie unterscheiden sich deutlich an ihren Früchten: Der „Pfeifenstiel“, an dem sich Fruchtbecher und Eichel befinden, ist bei der Stiel-Eiche lang (daher der Name), bei der Trauben-Eiche hingegen sehr kurz. Bei den Blättern verhält es sich gerade umgekehrt: Stiel-Eichen haben sehr kurze, Trauben-Eichen dagegen lange Blattstiele. Auch die Blätter selbst unterscheiden sich: Sie sind bei Stiel-Eichen im vorderen Drittel am breitesten, und die typischen Eichenblattlappen sind an einem Blatt sehr unterschiedlich groß. Bei der Trauben-Eiche sind die Blätter dagegen in der Mitte am breitesten und besitzen ziemlich gleichmäßig große Lappen. Schließlich unterscheidet sich auch der Blattgrund, also die Stelle, wo der Blattstiel in die Spreite übergeht. Er besitzt bei der Stiel-Eiche Öhrchen, das sind rundlich ausgewölbte Bereiche, die sich auch nach oben und unten, also dreidimensional wölben, bei der Trauben-Eiche hingegen ist er dreieckig-keilförmig und flach.

Nun trifft man gar nicht so selten auf Bäume, die nach den genannten Merkmalen nicht eindeutig zuzuordnen sind, sondern zwischen den beiden Arten stehen. Man geht davon aus, dass es sich dabei um Kreuzungen handelt, die dann Gewöhnliche Bastard-Eiche (Quercus x rosacea) genannt werden. Das x im lateinischen Namen kennzeichnet den Bastard oder, weniger abschätzig ausgedrückt, die Hybride. Auch der Baum im Paradiesgarten fällt in diese Kategorie. Seine beiden Hauptstämme wurden vor drei Jahren stark eingekürzt, nachdem ein Gutachten dort die Gefahr eines „Bruchversagens“ diagnostiziert hatte. Der verbliebene Rest, nur noch ein Torso, ist aber immer noch vital.

Ein älteres Namensschild ordnete den Baum früher zur Art Quercus dalechampii (Gelbliche Eiche), die in Süd- und Südosteuropa beheimatet ist. Dies hat sich als Irrtum herausgestellt. Aber daran muss man sich in einem Botanischen Garten gewöhnen: Neben der Mehrzahl korrekt benannter gibt es immer Pflanzen, die falsch benannt sind, unerkannt so lange, bis es jemand besser weiß. Oder wie das Sprichwort sagt: Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug! Michael Burkart

In dieser Woche präsentiert sich der Botanische Garten botanisch-tänzerisch: Die Veranstaltung „Feuer, Wasser, Erde, Luft – Tanz der Elemente“ findet am kommenden Freitag und Samstag bereits zum fünften Mal in Zusammenarbeit mit dem Tanzstudio „Aladdina“ aus Teltow statt (jeweils 19 Uhr).

Michael Burkart

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })