Landeshauptstadt: Der auf Schlangen reitet
Neue Schau: „Schlangenflüsterer“ der Biosphäre verwirklicht Jim-Morrison-Vision: „Riding the snake“
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„Ich füttere sehr gern Kaninchen“, verrät Rainer Kwasi. Da geht es ihm wie jedem anderen Kleintierzüchter. Allerdings sättigt Rainer Kwasi keine Langohren, sondern bis zu sechs Meter lange Pythons – und zwar mit Kaninchen. „Bei Mäusen würden sich die Tiere veralbert fühlen“, sagt der ehemalige Artist. Von der Biosphäre wird Kwasi als „der Schlangenflüsterer“ angekündigt. Seit 19 Jahren studiert er Schlangen, fand mit ihrer Hilfe sein Gleichgewicht. Vom 17. November bis zum 29. April bewohnen etwa ein Dutzend seiner Tiger-, Königs- und Teppichpythons ein 80 Quadratmeter großes Terrarium in der ehemaligen Bundesgartenschauhalle. „Jangala 2 – Im Dschungel der Riesenschlangen“, unter dieser Überschrift wird der Aktionskünstler Biosphärenbesuchern seine Sichtweise auf die Furcht einflößenden Tiere näher bringen. Wobei der 45-Jährige nicht versteht, warum die Leute panische Angst vor Schlangen haben. „Ich will Urängste abbauen und Urvertrauen wieder herstellen“, sagt er. Sein Wunsch: „Ich würde gern Phobien heilen.“
Sehr geeignet für eine Therapie scheint die weit über einen Zentner schwere dunkle Tigerpython namens „Rokko“, von der sich Kwasi gestern vor einer staunenden Berliner Schulklasse, die die Biosphäre besuchte, einwickeln lies. „Rokko“ verhält sich auffällig unauffällig, kriecht neugierig ein wenig dahin und lässt sich von Kwasi auch anstandslos um eine Bambusstange legen. Um es kurz zu sagen: „Rokko“ ist satt. In seiner Biosphärenzeit wird er wie Kwasi andere Schlangen auch an jedem ersten und dritten Sonntag vor den Augen der Besucher gefüttert. Der Uckermärker empfiehlt sehr, sich diese Fütterung mit lebenden Kaninchen anzusehen: Man werde erfahren, dass „Rokko“ sehr schnell sein kann. Im Bruchteil einer Sekunde beißt die Schlange zu, um einen festen Punkt zu haben , von dem sie sich fast gleichzeitig um den Leib der Beute zu schleudert.
Immer dienstags von 10 bis 15 Uhr, mittwochs von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 10 bis 16 Uhr will Kwasi bei seinen Tieren in der Biosphäre sein. Dann wird er auch zeigen, dass Menschen auf Schlangen „reiten“ können. Darauf habe er seine Tiere nicht dressiert, „sie haben es mir angeboten“, sagt der sportliche Schlangenkenner. Er habe einmal auf einer Wiese seines 5000 Quadratmeter großen Anwesens in seinem Heimatdorf Wendemark gelegen und ein Buch gelesen. Da kroch Rokko unter ihn, streckte sich, hob ihn leicht hoch und kroch mit ihm auf dem Rücken los. „Dieser leichte Druck meiner 72 Kilogramm Körpergewicht war für ihn angenehm“, glaubt Kwasi. Jim Morrison von den Doors habe in seinem Song eine Vision aufgezeigt: „Riding the Snake“, Reiten auf einer Schlange. „Ich habe sie verwirklicht“, sagt Kwasi.
Im Rahmen der Erlebnisausstellung „Jangala 2“ können Besucher der Biosphäre nicht nur alles über Würgeschlangen erfahren. Insbesondere Schüler stehen vor einer Herausforderung: Es gilt, den verloren gegangenen Dschungelforscher Lord Caterham zu befreien. Wie Biosphäre-Sprecherin Ulrike Bergmann gestern vor Journalisten ankündigte, können „verborgene Pfade im Dunkeln“ entdeckt und „Mysterien im Wasser“ ergründet werden. Viel Spaß werde nach erster Überwindung auch das Malen mit Schlangenkot machen. Bereits nach zwei Tagen entledigen sich die Schlangen des verdauten Kaninchenfells in Form einer kreideartigen Masse.
Die Biosphäre in der Georg-Hermann-Allee 99 gibt weitere Auskunft unter Telefon (0331) 550 74 0.
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