Links und rechts der Langen Brücke: Der bessere Ausweg
Guido Berg glaubt, dass niemand genau sagen kann, ob Babyklappen den Tod von Babys verhindern. Darum ist es gut, dass es Babyklappen gibt.
Stand:
Koblenz: „20-Jährige gesteht Tötung ihres Babys.“ Sandersdorf: „Haftbefehl wegen Mordes gegen Mutter von getötetem Baby erlassen.“ Rosenheim: „Säugling nach Misshandlungen gestorben – Mutter verhaftet.“ Potsdam: „Wieder Kind in Babyklappe.“
Das sind einige – nicht alle – Schlagzeilen allein vom gestrigen Tag, die von einem schlimmen Schicksal neugeborener Kinder handeln. Die zuletzt erwähnte, die Potsdamer Schlagzeile, sticht da ohne Zweifel positiv heraus: Das Kind ist wohlauf. Und das ist das Wichtigste – so sagt man doch immer. Kritiker der Babyklappe sehen das sicher auch so. Doch sie bezweifeln, dass es einen Zusammenhang zwischen den anderen und der Potsdamer Meldung gibt. „Babyklappen verhindern keinen einzigen Babytod“, so heißt es auf der Internet-Seite www.babyklappe-nein- danke.de. Die Klappengegner argumentieren, dass Eltern ihre Neugeborenen in Affekthandlungen töten. Sein Kind in eine Babyklappe zu legen, sei dagegen eine Vernunftshandlung. Die Mutter, die dazu fähig ist, könne auch gleich den Weg der Adoption gehen. Das hätte den Vorteil, dass die Verbindung von Eltern und Kind nicht restlos abbricht. Die Eltern müssten für das Kind nicht anonym bleiben. Wer seine Eltern sind, könnte es später über die Adoptionsstellen in Erfahrung bringen. Richtig an dieser Argumentation ist die Erinnerung an den hohen Stellenwert der eigenen Wurzeln. Diese werden durch die Babyklappe gekappt. Doch falsch ist der Ansatz, kein einziger Babytod werde verhindert. Denn dies ist eine Behauptung, die nicht bewiesen werden kann. Niemand weiß, wie die Erzeuger des jüngsten Potsdamer Findelkindes ohne die Babyklappe gehandelt hätten. Vielleicht wären sie noch gute Eltern geworden. Sie haben sogar noch Zeit dazu, sie können das Adoptionsverfahren noch stoppen. Mit einer unbekannten Wahrscheinlichkeit größer als Null hätten sie aber etwas getan, was niemand wollen kann. Da ist die Babyklappe allemal der bessere Ausweg.
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