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Sport: Der Bruder als Vorbild

Der Judoka Fabian Galandi ist eines von Potsdams Nachwuchstalenten – und orientiert sich beruflich schon jetzt zweigleisig

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An seinen allerersten Wettkampf kann sich Fabian Galandi gar nicht mehr so wirklich erinnern. „Doch ganz sicher war das beim Teddybärpokal“, sagt der Potsdamer. Für den damals Fünfjährigen waren die ersten Erfahrungen auf der Matte so prägend, dass er seitdem nichts anderes mehr tun möchte. „Etwas anderes als Judo kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der heute 18-Jährige, der in seiner ersten Saison im Bundesligateam des UJKC Potsdam Erfahrungen sammelt. Galandi ist ein Eigengewächs des Potsdamer Judovereins und will sich in nächster Zeit auch zu Kämpfen auf der internationalen Matte hocharbeiten.

Der Weg an die deutsche Judospitze ist hart, doch Fabian Galandi sieht, wie es geht. Sein zwei Jahre älterer Bruder Philipp, ebenfalls Kämpfer im schwarzen Anzug des UJKC, ist schon seit mehreren Jahren im internationalen Geschäft dabei. Auf vielerlei Weise nimmt sich Fabian seinen größeren Bruder, der in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm startet, zum Vorbild. „Ich sehe, was Philipp alles geschafft hat, und dort will ich auch einmal hin“, sagt der 18-Jährige, der derzeit in der Klasse bis 90 Kilogramm antritt: Der ältere Bruder steht im Junioren-Nationalkader, nimmt an internationalen Wettkämpfen teil – und baut momentan sein Abitur, das er voraussichtlich mit ,Sehr gut’ abschließen wird.

Im Hause Galandi spielt Judo eine wichtige Rolle, denn neben den beiden Brüdern ist auch Schwester Marlene, die wie Philipp und Fabian die Potsdamer Sportschule besucht, auf dem besten Weg, zur deutschen Spitze in der Altersklasse U 15 vorzustoßen. Konkurrenz unter den Geschwistern gibt es aber nicht, dafür fiebern sie mit, wenn einer von ihnen kämpft. „Ich sitze eher vor dem Computer und klicke beim Ergebnis ständig auf ,Aktualisieren’, wenn Philipp irgendwo kämpft und ich nicht dabei sein kann“, erzählt Fabian.

In zwei Trainingseinheiten am Tag arbeitet Fabian Galandi daran, den speziellen Anforderungen des Judosports gerecht zu werden. Kraft allein reicht dabei nicht aus, um einen Kampf zu gewinnen. „Man braucht Technik, Ausdauer und eine gute Taktik“, sagt der Schüler der Sportschule Potsdam. „Es nutzt überhaupt nichts, wenn du beim Bankdrücken viel Gewicht stemmen kannst, es dann aber nicht durch die Hände übertragen kannst“, sagt er. Denn die Kraft in den Fingern und Händen macht schließlich einen wichtigen Anteil beim Judo aus.

Jeder Kampf sei anders, sodass er sich immer wieder auf neue Situationen einstellen muss. „Manchmal geht man voll auf Angriff, um den Gegner auf die Matte zu legen, und in anderen Kämpfen lässt man den Gegner passiv aussehen, sodass man über eine Shido-Wertung gewinnt. Aber am meisten macht es Spaß, wenn man seinen Gegner auf die Matte klatschen lässt!“ Darum gehe es im Judo schließlich immer, obwohl Fabian Galandi eher der Typ Kämpfer sei, der seinen Gegner lieber auf dem Boden hat. „Haltegriffe und Klammern sind mein Ding“, sagt er. Einen Hebel- oder Würgegriff so lange durchzuziehen, bis der Gegner sich zum abklopfen, also zur Aufgabe, gezwungen sieht, das sei sein Reiz in jedem Kampf.

Die Möglichkeit, täglich mehrere Stunden an Technik, Kraft und Ausdauer zu arbeiten, bietet sich für den Zwölftklässler nicht nur durch das Sportschulsystem, sondern auch durch die sogenannte Streckung. Diese ermöglicht Spitzensportlern, den Unterricht der Abiturjahre der 12. und 13. Klasse auf drei Jahre aufzuteilen, um somit mehr Zeit für Trainingseinheiten zu haben. „Das ist ein gutes System“, sagt Galandi. Durch die Doppelbelastung von Schule und Sport ist es gerade für die Topathleten eine Gelegenheit, auch den schulischen Anforderungen gerecht zu werden. Denn dass ihm der Sport allein sein Leben nicht finanzieren wird, weiß Fabian Galandi auch. Vor allem den technischen Bereich der Baubranche oder Elektrotechnik könnte er sich in seinem Berufsleben gut vorstellen. Deswegen arbeitet er auch in der Schule hart, um sich mit einem sehr guten Abiturdurchschnitt alle Möglichkeiten offenzuhalten. Denn Fabian Galandi wurde das Streben nach Bestleistung in die Wiege gelegt – egal ob auf der Matte oder der Schulbank. Chantal Willers

Chantal Willers

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