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Aus dem GERICHTSSAAL: „Der Busfahrer hat mich angerempelt!“ Verfahren wegen geringen Verschuldens eingestellt

Benjamin B.* ist sich sicher: „Der Busfahrer hat mich absichtlich angefahren.

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Benjamin B.* ist sich sicher: „Der Busfahrer hat mich absichtlich angefahren. Und das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal“, berichtet der hochaufgeschossene 18-Jährige im Zeugenstand. Gerhard G.* (62) bestreitet das entschieden. Laut Anklage soll er als Fahrer des Linienbusses 695 den Jugendlichen zur Mittagszeit des 19. Mai 2005 nach einem Streitgespräch mit seinem Gefährt touchiert und dadurch verletzt haben. „Der junge Mann ist betont langsam über die Friedrich-Engels-Straße geschlendert“, erinnert sich Gerhard G. „Ich hatte sowieso schon Verspätung. Mein Bus war rappelvoll.“ Um den Spaziergänger zu einer schnelleren Gangart zu bewegen, habe er ihn „lediglich angeschaut“. Doch Benjamin B. habe weiter getrödelt. „Ich musste bremsen, weil ich nicht an ihm vorbei kam und ließ das Fenster hinunter. Da behauptete der Jugendliche, ich hätte ihn an der Schulter berührt“, so der inzwischen im Vorruhestand Befindliche. „Er wollte meinen Namen. Aber ich sagte, den bekommt er nicht. Er könne sich ja meine Nummer merken. Ich war auch bereit, Polizei und Krankenwagen zu rufen“, beteuert Gerhard G. Doch Benjamin B. habe sich lediglich beschweren wollen. Beim nächsten Stopp auf dem Bahnhofsvorplatz sei der junge Mann dann unvermittelt in den Bus gestürmt. „Ich hatte noch gar nicht richtig gehalten, da ist er mir schon an die Wäsche gegangen und forderte erneut meinen Namen“, erzählt der Angeklagte.

„Der Bus war weit genug entfernt. Ich konnte die Straße bequem überqueren“, präsentiert Benjamin B. vor Gericht seine Sicht der Dinge. „Auf einmal war er dann aber ganz dicht hinter mir und rempelte mich an, ohne zu hupen.“ Er habe den Fahrer gefragt, ob er ein Problem habe und ihm den „Scheibenwischer“ gezeigt, sei danach zur Seite getreten. „Da gab er erneut Gas und fuhr mir in die Hacken“, behauptet der Auszubildende. Der Arzt attestierte ihm später eine Fersenprellung.

„Sie unterstellen einem Busfahrer allen Ernstes, dass er absichtlich einen Fußgänger torpediert und seinen Beruf in Frage stellt?“ , fragt der Staatsanwalt. Benjamin B. nickt. „Ich denke, das war Absicht“, bleibt er bei seiner Aussage. Amtsrichterin Dr. Birgit von Bülow findet das „sehr, sehr merkwürdig“. „Wenn der Zeuge die Wahrheit gesagt hat, wäre das eine äußerst gefährliche Aktion des Angeklagten gewesen.“ Wäre der Busfahrer noch im Dienst, müsste man über eine entsprechende Sanktion nachdenken. „Aber er ist mittlerweile pensioniert. Ein solcher Vorfall kann sich also nicht wiederholen.“ Mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft wurde das Verfahren gegen Gerhard G. wegen geringen Verschuldens eingestellt. (*Namen geändert.) Hoga

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