SERIE: Der den See anschneidet Potsdamer Talente
Der Kanute Gregor Rosenhahn ist meist der Kleinste im Starterfeld. Am Gewinnen hindert ihn das nicht
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Kanufahren sei für ihn so selbstverständlich wie das Gehen. Da ist kein Spott oder Sarkasmus in der Stimme von Gregor Rosenhahn, als er das sagt. Denn obwohl er keine Witze macht, wenn es um seinen Sport geht, ist es durchaus humorvoll gemeint. Eher würde er auf einer geraden Fläche stolpern, als aus dem Boot zu kippen – ein Scherz, der auf Ernsthaftigkeit fußt. Denn der Ernst und der Ehrgeiz treiben den Nachwuchssportler des KC Potsdam an, auf dem Wasser immer Bestleistungen abzuliefern. „Warum soll ich mich auch mit weniger zufrieden geben?“
Heute geht es Gregor Rosenhahn darum, der Beste zu sein, obwohl er am Anfang seiner Kanulaufbahn eigentlich nicht besonders gut gewesen sei, wie er rückblickend sagt. Doch mit diesem Sport ist er von Kindesbeinen an aufgewachsen. Schon sein Vater war zu DDR-Zeiten als Kanute auf der Sportschule in Neubrandenburg, da kam es nicht infrage, dass der gebürtige Brandenburger nicht die Sportschullaufbahn einschlägt. „Das war schon immer das große Ziel“, erzählt Gregor Rosenhahn. Seit vielen Jahren bringt der Kanuclub Potsdam immer wieder herausragende Talente hervor, wenn es um Medaillen in den internationalen Gewässern geht. Der beste Ort also, mit einer Karriere im Kajak zu beginnen.
„Doch was man dazu braucht, ist eine gewisse Grundhärte“, meint der 16-Jährige. Das Ziel, zur Elite zu gehören, sei mit den Bedingungen an der Potsdamer Sportschule gegeben, doch äußere Umstände allein reichten dabei nicht aus. „Viele suchen, vor allem, wenn etwas nicht klappt, die Fehler woanders“, findet Rosenhahn. Er fange jedoch immer vor allem bei sich an. Schließlich könne er nur da auch etwas ändern. Deswegen trainiere er immer ein kleines bisschen härter, immer ein wenig mehr. „Der Schmerz nach einer richtig harten Trainingseinheit stört mich nicht. Das ist schließlich der Gradmesser dafür, was ich im Training gemacht habe.“ Er sei kein Kopfmensch, der sich schon vor dem Wettkampf zu viele Gedanken macht. Wenn er gut trainiert hat, wisse er schließlich, was er kann. Vielen sei einfach nicht klar, dass es dabei eigentlich nur um Zeitmanagement geht. „Ich kann zwei Stunden auf dem Wasser rumpaddeln oder eine Stunde richtig trainieren. Davon habe ich am Ende mehr.“ Ausgezahlt hat sich diese Leidenschaft für den Sport schon jetzt. Im vergangenen Jahr holte Gregor Rosenhahn bei den Deutschen Meisterschaften in Köln drei Goldmedaillen.
Tatsächlich ist Kajakfahren für den Internatsschüler weit mehr, als neue Bestzeiten zu erreichen und Medaillen zu gewinnen. Kanufahren sei das Gefühl, am Morgen „den See anzuschneiden“, also als Erster auf dem Wasser zu sein. Kanufahren sei auch das Gefühl, den Steg loszulassen und ganz mit sich allein auf dem Wasser zu sein. All das gehöre dazu, ebenso wie das schlichte „Losballern wie ein Irrer“ beim Start. Das kennt Gregor Rosenhahn auch, obwohl es auf seiner Hauptstrecke, den 1000 Metern, meist mehr um das Taktieren geht. „Ich bin meistens der Kleinste im Starterfeld, deswegen muss ich ein Rennen taktisch klug angehen“, sagt er. In diesem, seinem ersten Jahr in der Junioren-Altersklasse geht es für ihn darum, über die Saison eine konstante Leistung zu zeigen. „Jetzt fängt langsam der richtige Sport an.“
Doch mit dem zunehmenden Leistungsdruck steigt auch die Rivalität unter den jungen Sportlern, die nicht nur gemeinsam trainieren, sondern auch zusammen in der Schule lernen und im Internat leben. Eine Gratwanderung zwischen Konkurrenz und Freundschaft, die nicht immer gelingt. „Im Idealfall geht man als Freunde zum Start, ist während des Rennens Konkurrent und ist nach dem Ziel wieder befreundet“, erzählt er. An der Potsdamer Sportschule und beim KCP sei er aber, um zur Elite zu gehören. Denn am Ende gehe es schließlich immer darum, der Beste zu sein. Das – und nicht weniger – zählt für Gregor Rosenhahn. Chantal Willers
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