Sport: Der dritte Streich
Maik Schulze fiel aus dem Potsdamer Bundesstützpunkt-Kader – jetzt will er zurückschwimmen
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Maik Schulze fiel aus dem Potsdamer Bundesstützpunkt-Kader – jetzt will er zurückschwimmen Von Michael Kaczmarek Bevor Maik Schulze am Samstag in Saint Affrique im französischen Central Massif den Sprung ins kalte Wasser wagen wird, hat er gestern noch eine letzte Trainingseinheit in der Havel absolviert. Der 19-jährige Cottbuser von der Sportschule Potsdam tritt als einer von drei deutschen Startern erstmals bei den Junioren-Freiwassereuropameisterschaften über fünf Kilometer an. Trotz dieses Erfolges ist Schulze unzufrieden – vor wenigen Wochen verlor er den Kaderstatus am Bundesleistungsstützpunkt Potsdam. Bereits vor den Deutschen Meisterschaften Anfang Juni wurde den Stützpunkt-Schwimmern angekündigt, dass diejenigen aussortiert würden, die keine B-Kader-Norm schwimmen – dennoch kam der Rauswurf für Schulze überraschend. Tatsächlich hat er trotz persönlicher Bestzeit auf den Strecken von 400 m und 1500 m Freistil nur Platz 10 und 12 belegt und die angestrebte Norm knapp verfehlt. Einen Tag nach seinem Geburtstag, am 14. Juni, kam dann die Nachricht vom Kaderausschluss. „Ich konnte das einfach nicht glauben. Ich war am nähesten an der Norm dran und bin als einziger rausgeflogen“, sagt Schulze frustriert. Plötzlich stehen die idealen Potsdamer Trainingsbedingungen, die er seit der siebenten Klasse nutzt, auf dem Spiel: Die längeren Hallennutzungszeiten, die Massagen, die ärztlichen Untersuchungen – die sportliche und finanzielle Betreuung insgesamt. Seit der Stützpunkt-Entscheidung treiben Maik Schulze Frust, Ehrgeiz und ein bisschen Angst vom gewohnten Wasserbecken ins Freie. Nun will er zweigleisig fahren, um sich sowohl im Becken als auch im Freiwasser mit steigenden Leistungen zu empfehlen. Und das gelingt ihm: Vor drei Wochen hat sich der gelernte Hallenschwimmer bei seinem ersten Freiwasserwettkampf, den Deutschen Freiwassermeisterschaften in Burghausen, mit einem zweiten Platz direkt für die JEM in Frankreich qualifiziert. Zwar sei er durch diesen Erfolg im Deutschen Schwimmverbands-Kader für lange Strecken, doch da er nicht auf olympischen Strecken startet, gibt es keine Unterstützung der Sporthilfe. Anfahrten und Teilnahme bei Wettkämpfen müssen aus der eigenen Tasche finanziert werden. Auch sein Trainer Rainer Welke ist von der Entscheidung des Stützpunktes enttäuscht: „Maik hat sich immer weiter gesteigert und man hat ihn trotzdem rausgeschmissen.“ Erst seit April trainiert Welke seinen Schützling, beide kennen sich von Schulzes Anfangszeit in Potsdam. „In der neunten Klasse musste ich zu Trainer Mathias Pönisch wechseln. Das funktionierte am Anfang ganz gut, zum Schluss gar nicht mehr.“ Also habe er sich an seinen vertrauten Trainer gewandt und „seitdem geht es wieder aufwärts“. Auch bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften (siehe Kasten) erkämpfte Maik Schulze am vergangenen Wochenende in Hannover zwei Medaillen und persönliche Bestzeiten. Der Leistungssprung nach vorn im Becken sei für ihn ein persönlicher Triumph und habe ihm Mut gegeben, weiterzumachen. „Es ist schon traurig, wenn man Leistung bringt, aber sie nicht anerkannt wird.“ Das Becken bleibe sein Element, aber auch den Freiwasserbereich wolle er ausbauen. „Nachdem man mich rausgeworfen hat, habe ich mir gesagt: Nicht mit mir.“ Der Freiwasser-Erfolg sei der erste Streich gewesen, die Medaillen bei den Jahrgangsmeisterschaften folgten als zweiter Streich zugleich. Am Samstag tritt er zum dritten Streich bei der Freiwasser-JEM an.
Michael Kaczmarek
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