Landeshauptstadt: Der Engel der Spillners
Potsdamer Gärtnerei gewann Gold und Silber auf der Buga in Gera
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„Grabpflege macht etwa die Hälfte unseres Umsatzes aus“, sagt Irmtraud Spillner. Und Ehemann Ralf ergänzt: „Die Nachfrage in diesem Bereich wächst langsam, aber stetig.“ Die Potsdamer Gärtnerei gestaltet und pflegt Grabanlagen auf fast allen Potsdamer Friedhöfen. Die Gründe dafür seien vielfältig, meint Spillner. Manche Hinterbliebenen hätten die Trauerarbeit noch nicht bewältigt, manche wohnten nicht mehr in Potsdam, andere wieder hätten Probleme mit Zeit und Arbeitsaufwand, wollten aber eine persönlich gestaltete Grabstätte.
Dass ein Grab ein ganz besonderer Garten der Erinnerung ist, spielt auch auf den Bundesgartenschauen immer wieder eine Rolle. Seit der Buga 1995 in Cottbus beteiligen sich die Spillners am Wettbewerb der Friedhofsgärtner, sie waren auch bei der Internationalen Gartenbauausstellung und bei Landesgartenschauen dabei und haben dabei jede Menge Gold und Silber eingeheimst.
Erst dieser Tage gab es auf der Bundesgartenschau in Gera für die drei von Spillner gestalteten Gräber zweimal Gold und viermal Silber. Es gibt jeweils eine Frühjahrs-, Sommer- und Herbstbepflanzung. Diesmal steht die Buga-Grabanlage unter dem Motto „Der gemeinsame Weg“ und beschäftigt sich mit dem Tod von Kindern, die früher als die Eltern starben. Am besten ist der Potsdamer Gärtnerei in Zusammenarbeit mit Steinmetzen ein Grab gelungen, auf dem die Engel zu Häupten und zu Füßen des Verstorbenen stehen und ihn begleiten. Der Grabstein wurde zum symbolischen Haupt eines Engels, die Blumen sind wie Flügel angeordnet und bilden eine blühende Fläche. Der Rest des Grabes ist mit immergrünem Euonymus, Engeln, Kugeln und einer Vogeltränke geschmückt. Für diese Anordnung gab es zweimal Gold, für die anderen beiden Gräber insgesamt viermal Silber.
„So eine Buga ist eine hochinteressante Sache. Man bringt neue Ideen für sich mit und sieht, ob sich Anforderungen und Geschmack geändert haben“, meint Ralf Spillner, der die seit etwa 1779 zuerst am Stadtrand, dann in der Heinrich-Mann-Allee – in diesem Jahr wird sie das erste Mal schriftlich erwähnt – ansässige Gärtnerei gemeinsam mit seiner Frau führt. Auch Tochter Ellen geht den Weg der Familientradition. Nach ihrer Ausbildung als Gärtnerin studiert sie jetzt Betriebswirtschaft. Und auch die beiden Lehrlinge und eine Jungfacharbeiterin schickte Spillner zur Gräberpflege und zum Erfahrungsaustausch nach Gera, denn „eine bessere Weiterbildung gibt es gar nicht“. dif
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