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Landeshauptstadt: „Der erzählt überall Schlechtes über mich!“

Polizist im Zentrum-Ost geschlagen und gewürgt/Bewährung für 12-fach Vorbestraften

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Polizist im Zentrum-Ost geschlagen und gewürgt/Bewährung für 12-fach Vorbestraften AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Bei Rainer G.* (35) macht es offenbar die Masse. Der Arbeitslose hat sechs Kinder und 12 Vorstrafen, u. a. wegen Missbrauchs von Notrufen, Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruchs, versuchter Nötigung sowie verschiedenster Verkehrsdelikte. Und er trank gern viel Alkohol. So auch am 3. August vorigen Jahres. Danach soll er einen Polizisten verprügelt, gar gewürgt haben, so dass dieser einer Woche krank geschrieben war. „Der erzählt überall Schlechtes über mich“, gibt der wegen vorsätzlicher Körperverletzung Angeklagte sein Motiv preis. Allerdings habe er dem Ordnungshüter keine Faustschläge ins Gesicht – wie angeklagt – versetzt, sondern ihm nur ein paar Backpfeifen gegeben. „Und gewürgt habe ich ihn erst recht nicht.“ Das in der Gerichtsakte befindliche Attest spricht eine andere Sprache. Der Arzt bescheinigte dem Opfer einen geschwollenen Hals, zwei gerötete Hautstellen, ein Kehlkopftrauma infolge stumpfer Einwirkung sowie Schluckbeschwerden. „Sehr schlimm können die aber nicht gewesen sein“, mutmaßt Rainer G. „Am nächsten Tag hat er schon wieder in der Kneipe gesessen und Bier getrunken.“ An jenem Sommertag habe er sich im Zentrum-Ost in einer Gaststätte auf die Fernsehübertragung eines Formel-1-Rennens gefreut, als der Polizeibeamte Bernd V.* das Lokal betrat, so Rainer G. „Ich habe ihm gesagt, er soll verschwinden, bevor er wieder Mist über mich verbreitet.“ Doch der Staatsdiener habe sich an die Theke gestellt und ihm provozierend zugeprostet. Da sei er ausgerastet, habe ihn mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. „Aber am Hals habe ich ihn nicht getroffen.“ Bernd V. (39) berichtet im Zeugenstand: „Ich habe mit der Familie gegrillt und wollte in der öffentlichen Vereinsgaststätte Getränke kaufen.“ Sobald der Angeklagter seiner ansichtig wurde, habe er ihn angepöbelt. „Er wurde immer aggressiver. Ich wollte meine Ruhe, habe mein Bier geschnappt und bin gegangen.“ Abends – er habe gerade Abfälle im Container entsorgt – habe sich von hinten plötzlich ein Arm um seinen Hals gelegt, der ihm die Luft abschnürte. Als er sich umdrehte, habe er Rainer G. erkannt. „In dem Moment drosch er mir mehrfach seine Faust ins Gesicht und ans Kinn.“ Es könnten eventuell auch Schläge mit der flachen Hand gewesen sein, relativiert der Beamte seine Aussage. Allerdings könne er sich den Auslöser der Prügel nicht erklären. „Ich kenne den Angeklagten vom Sehen. Aber ich bestreite entschieden, je negativ über ihn gesprochen zu haben.“ „Er hat gleich am nächsten Tag in der Kneipe rumerzählt, dass ich ihn beinahe erwürgt hätte“, wirft Rainer G. erregt ein. Offensichtlich sei der Polizeizeuge nicht ganz frei davon, über Straftaten des Angeklagten zu sprechen. Seine Aussage sei dennoch glaubwürdig, befindet die Richterin. Rainer G. wird unter Einbeziehung eines anderen Urteils zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Außerdem hat er 100 Stunden gemeinnützig zu arbeiten. (*Namen geändert.)

Gabriele Hohenstein

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