zum Hauptinhalt
Potsdams Musikleben ist eng verwoben mit den prächtigen Bauten der Preußenkönige. So wohnte der Pianist Wilhelm Kempff einige Jahre in der Orangerie. Die PartiTour führte PNN-Leser zu den Orten der Musik, etwa dem Schlosstheater am Neuen Palais. Der ADFC sorgte für die Sicherheit unterwegs. Katja Dietrich-Kröck (u. re.) erklärte der Gruppe die bewegte Geschichte des Waschhauses. Auf dem Alten Friedhof fand die Tour unter der Leitung von Stadtführerin Evelyn Friedrich (u.) ihr Ende.

© Manfred Thomas (3), Peer Straube (2)

SERIE: Der „Freischütz“ am Drachenhaus

Die PartiTour entführte PNN-Leser per Fahrrad in die Potsdamer Musikgeschichte – von Bach bis Rammstein

Von Peer Straube

Stand:

1728 machte es Klick im Kopf des Kronprinzen. Der junge Friedrich, ohnehin den Musen zugetan, weilte mit seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., in Dresden. Am Hofe Augusts des Starken erlebte er eine ungekannte Pracht: Konzerte, Theateraufführungen, Feuerwerke. Ein Schlüsselerlebnis. „Man weiß, dass Friedrich die Augen übergingen“, sagt Evelyn Friedrich. Knapp 30 Jahre später ließ der Alte Fritz, inzwischen längst König, sich ein eigenes Schlosstheater bauen – im Neuen Palais.

Es ist Samstagvormittag, und Stadtführerin Friedrich unterhält die Teilnehmer der PNN-Leser-Fahrradtour „PartiTour“ mit Anekdoten und Wissenswertem rund um die Potsdamer Musikgeschichte. „Im Schlosstheater“, sagt sie und deutet auf das Gebäude, „hatte der König keine Loge.“ Friedrich habe sich gern in der Mitte der dritten oder vierten Reihe vom Programm berieseln lassen – auf Augenhöhe mit den Darstellern.

Weiter geht’s durch die Maulbeerallee. Am Drachenhaus bestaunt die Gruppe ein unscheinbares Gebäude, ein Wohnhaus. „Das war früher der Eingang zur Parkoper“, erzählt die Stadtführerin. Nach dem Krieg bis in die 60er Jahre hinein habe es dort Open-Air-Aufführungen gegeben. „Stimmt“, pflichtet ein Teilnehmer bei, „ich habe hier damals den ,Freischütz’ gesehen.“

Dass Johann Sebastian Bach Friedrich II. in Sanssouci besucht hat, sei eher unwahrscheinlich, räumt die Stadtführerin mit einer Legende auf. Die Quellenlage sei dünn, man gehe davon aus, dass Bach dem König im Stadtschloss vorgespielt hat. Apropos Stadtschloss. An der Großbaustelle am Alten Markt erfährt die Gruppe, was der Soldatenkönig unter Musik verstand. Der Verschwendungssucht seines Vaters, König Friedrichs I., überdrüssig, „schickte er alle Musiker in die Wüste“, schmunzelt Evelyn Friedrich. Nur einen Geiger habe er behalten, der Marschmusiker ausbilden sollte – Pfeifer und Trommler vornehmlich. 30 seiner Pfeifer sollen Schwarze gewesen sein. In der damaligen Zeit ein besonders eindrucksvoller Anblick.

In der Schiffbauergasse empfängt Katja Dietrich-Kröck vom Waschhaus die Gruppe und lässt 17 Jahre Kulturstandort Revue passieren, von der ersten Besetzung der stillgelegten Industriebrache bis zur Sanierung. Und sie erzählt von den vielen Legenden, die hier auftraten, bevor ihr Stern aufging. Rammstein etwa habe im Waschhaus vor 30 Leuten gespielt. „Die haben uns fast die Bude abgefackelt“, lacht sie.

Nach vier Stunden endet die PartiTour auf dem Alten Friedhof, am Grab von Johann Joachim Quantz, dem Flötenlehrer Friedrichs II. Die Gruppe ist begeistert. „Das war eine ganz tolle Tour.“

2. Etappe

Die PartiTour: Vom Schlosstheater Friedrich des Großen bis zum Waschhaus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })