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Sport: Der gereifte Wiedergänger

Marian Unger hütet am Samstag im DFB-Pokalspiel gegen den FSV Mainz 05 das Tor des SV Babelsberg 03

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Keine Frage, eine Chance wie diese hat Marian Unger förmlich herbeigesehnt. Der 24-Jährige wird in drei Tagen im DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten FSV Mainz 05 im Tor des gastgebenden SV Babelsberg 03 stehen (15.30 Uhr, Karl- Liebknecht-Stadion). Unger ist dabei auf den ersten Blick Nutznießer des von Cheftrainer Dietmar Demuth vor Beginn der Testspiele festgelegten Torhüterwechsels von Spiel zu Spiel bis hinein in die Woche vor dem Meisterschaftsbeginn in der neuen Regionalliga Nord.

Unger selbst stutzte zunächst auf die Nachfrage, ob er denn daran glaube, dass hinter Demuths stetem Tausch nicht von vornherein Kalkül steckt und der Rhythmus so angelegt war, dass er gegen Mainz Gelegenheit bekommt, sich zu zeigen. „Ich mache mir darüber nicht allzu viele Gedanken, freue mich vielmehr auf meinen Einstand und über den Vertrauensbeweis des Trainers mir gegenüber“, bemerkte er stattdessen vor dem durchaus realistischen Hintergrund, dass die Frage, ob er oder nicht doch der Ex-Dresdner Daniel Zacher als Stammtorhüter in die Punktspiele geht, noch offen ist. Unger, über den Mitspieler sagen, dass er über ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügt, bringt in den sportlichen Zweikampf die weitaus größere Erfahrung ein. Und den bekannteren Namen, was ursächlich auf den 21. August 2005 zurückzuführen ist. Unger stand an jenem Tag zwischen den Pfosten des damaligen Oberligisten MSV Neuruppin, als der im Berliner Olympiastadion im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München mit 0:4 verlor. Der Hochbegabte stemmte sich derart spektakulär gegen die Niederlage, dass der Deutsche Rekordmeister ihn anschließend zu einem mehrtägigen Probetraining nach München einlud.

Der gebürtige Leipziger hat längst gesunde Distanz zu diesen Tagen, obwohl er sich dann und wann auch einmal den nostalgischen Blick zurück gönnt. „Bis zum Bayern-Spiel ging es für mich immer nur bergauf“, sagt er und erzählt dann davon, dass ihn zwischenzeitliche zwei Jahre des Reservistendaseins auf ganz unterschiedliche Weise geprägt haben. In der Saison 2006/2007 spielte er beim VfL Osnabrück. Unger: „Die Mannschaft hatte ein sehr hohes Niveau, sie stieg damals in die 2. Bundesliga auf und ich habe noch einmal viel lernen können.“ Um Stammtorhüter werden zu können, wechselte er vor einem Jahr zum 1. FC Magdeburg, kam dort jedoch nicht am etablierten Christian Beer vorbei. „Ich hätte als Neuer deutlich besser sein müssen, stand dann unter Dirk Heyne als Trainer doch einmal in vier Punktspielen im Tor und sah nach seiner Entlassung für mich in Magdeburg keine Zukunft mehr“, deutete Unger, der von Naturell über eine recht hohe Frustrationstoleranzgrenze verfügt, an. Unger wirkt heute von seiner Persönlichkeitsstruktur her reifer als andere Mittzwanziger. Bei Babelsberg 03 – er selbst teilt diese Sichtweise – könnte sich nun Gelegenheit bieten, die eigene Adoleszenz hinter sich zu lassen. Marian Unger sagt, er wundere sich manchmal selbst darüber, dass er manchem Trainer auch heute noch als „zu locker, zu rebellisch“ gilt. In Magdeburg hatte er mit Paul Linz dieses Problem. Dort war der Druck, unbedingt die neue Dritte Liga erreichen zu wollen, ständiger Wegbegleiter. Die aktuelle Situation rund um seinen neuen Verein sei im Vergleich dazu paradiesisch.

Marian Unger mag Babelsberg. Er hat sich in Stadionnähe eine Wohnung genommen. Allein, wie er ausdrücklich bedauert. Seine Freundin Jennifer, die Tochter des Duisburger Trainers Rudi Bommer, ist beruflich andernorts gebunden. Er schätzt die Nähe zu Berlin und die „sehr angenehme Atmosphäre“, die beim SVB herrscht. „Wir freuen uns alle auf die neue Regionalliga , in der wir erst einmal unseren Stellenwert austesten müssen.“

Am Samstag testet sich Marian Unger erneut im DFB-Pokal aus. Drei Jahre nach seinem denkwürdigen Bayern-Spiel ist der Rahmen diesmal erheblich kleiner. Für die Vorfreude des Wiedergängers auf die Partie gilt dies nicht.

Thomas Gantz

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