Landeshauptstadt: Der „größte Fehler“ – nicht rückgängig zu machen
Wie der Linke Hans-Jürgen Scharfenberg heute mit seiner Vergangenheit als Stasi-IM umgeht
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Mittlerweile ist die Zeit als Informeller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit von 1978 bis 1986 offizieller Teil der Biografie von Hans-Jürgen Scharfenberg geworden. Auf seiner Internetseite schildert der linke Oberbürgermeisterkandidat seine Sicht auf die IM-Zeit; auch auf Scharfenbergs Wahlkampfbroschüren wird dieser Teil seines Lebens nicht ausgespart.
Was ihn nervt, ist die Focussierung auf das eine Thema. Allerdings steht Scharfenberg heute jedem Rede und Antwort, der danach verlangt. Seine schriftlichen und mündlichen Berichte haben konkret niemandem geschadet, sagt er, völlig ausschließen könne er aber nichts. 1990 habe er für sich entschieden, sich kommunalpolitisch „voll reinzuhängen“. Das hätte er nicht getan, wenn er „Leichen im Keller“ gehabt hätte. Heute bezeichnet er die Stasi-Mitarbeit als „größten Fehler“ seines Lebens. Er verweist darauf, dass die Stasi selbst notierte, Scharfenberg sei für „personengebundene Arbeit“ – also Spitzelei – aus charakterlichen Gründen nicht geeignet. Als promovierter Staatsrechtler weiß er die strittige Phase seines Lebens durchaus in einem Gesamtzusammenhang zu sehen. In einer „Atmosphäre des permanenten Misstrauens zum eigenen Volk“ habe der DDR-Staat einen „inneren Überwachungsapparat“ ausgebaut, was zur „Verletzung von Menschenrechten“ führte. Scharfenbergs Selbstkritik: „Zu dieser Entwicklung habe ich durch mein Verhalten letztlich beigetragen.“ Er stelle sich nicht zur Wahl, um der erste Ex-IM als Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt zu werden. Ihm gehe es um seine politischen Anliegen und um die Anerkennung seines kommunalpolitischen Engagements in den letzten 20 Jahren. gb
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