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INTERVIEW: „Der Grottensaal ist ein bisschen kitschig“

Frau Göttel, was ist so faszinierend am Grottensaal, finden Sie ihn eigentlich auch schön?Klar, finde ich ihn schön, aber auch ein bisschen kitschig.

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Frau Göttel, was ist so faszinierend am Grottensaal, finden Sie ihn eigentlich auch schön?

Klar, finde ich ihn schön, aber auch ein bisschen kitschig. Der Saal erinnert mich einfach an meine Kinderzeit, an lange Spaziergänge am Strand und an Muschelnsammeln. Als Restauratorin ist es einfach faszinierend, dass doch noch so viel von der Originalsubstanz aus dem 18. Jahrhundert erhalten ist. Außerdem wird man wohl kaum noch mal so nahe an die Decke herankommen wie während der Restaurierungsarbeiten auf dem Gerüst. Jetzt glänzen die Muscheln wieder wie früher. Ich hoffe, dass das jetzt die nächsten 50 bis 100 Jahre so bleibt.

Wie war der Zustand der Decke, was war die Herausforderung?

Die größte Herausforderung war die Reinigung der Decke. Das wird man später im Vergleich zu den Wänden sehen. Außerdem standen wir immer wieder vor der Entscheidung, ob wir einen Teil nur zu reinigen brauchen oder ihn ersetzen müssen. Der Grottensaal ist vor allem wegen seiner Größe und Vielfalt absolut einmalig. Insgesamt 22 verschiedene kostbare Muschelsorten wurden damals verbaut, unter anderem aus der Bretagne.

Schon kurz nach ihrer Fertigstellung 1767 musste die Decke repariert werden. Auch in den Folgejahren wurden immer wieder schadhafte Stellen geflickt. War der Grottensaal eine Fehlkonstruktion?

Was ist eine Fehlkonstruktion? Wenn ich etwas unbedingt haben möchte, setze ich es eben mit aller Macht durch. So war Friedrich der Große eben. Aber immerhin hat die Decke ja trotzdem bis heute gehalten.

Das Interview führte Matthias Matern

Verena Göttel, Jahrgang 1956, ist die verantwortliche Restauratorin der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für den Grottensaal im Neuen Palais im Park Sanssouci.

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