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Aus dem GERICHTSSAAL: Der gute Böse und der böse Böse Prozess um Überfall in Jägervorstadt fortgesetzt

Es war nicht geplant, dass die Aktion so aus dem Ruder läuft. Eigentlich sollte der als wohlhabend geltende Michael L.

Es war nicht geplant, dass die Aktion so aus dem Ruder läuft. Eigentlich sollte der als wohlhabend geltende Michael L. in seinem Haus in der Jägervorstadt blitzschnell überfallen, bedroht und ausgeraubt werden. In den Augen des Angeklagten Tommy S. war der Kaufmann ein ängstlicher Typ, mit dem man wohl leichtes Spiel haben würde. Doch dann kam alles ganz anders. Das Opfer wehrte sich gegen die Angreifer. Die fanden in seinem großen Anwesen nicht die erhoffte Beute, ließen lediglich eine Brieftasche mit 2500 Euro Bargeld, zwei Kreditkarten sowie eine Digitalkamera mitgehen. Von denen soll Tommy S. – er sitzt derzeit wegen Mitgliedschaft in der Caputher Geldfälscherbande in Haft – anschließend 1000 Euro abgehoben haben.

Seit dem 4. Januar müssen sich die Potsdamer Tommy S. (38), seine ehemalige Lebensgefährtin Antje H. (30) und André K. (36) sowie der in Berlin lebende Ägypter Wael I. (38) wegen schweren Raubes vor dem Landgericht verantworten. Das Verfahren gegen den Libanesen Mohamad J. (43) wurde abgetrennt, da er am ersten Verhandlungstag über Schmerzen in der Brust, Schwindel und Übelkeit klagte und nicht verhandlungsfähig war.

Laut Staatsanwaltschaft soll das Quintett den Entschluss gefasst haben, von Michael L. so viel Geld wie möglich zu ergaunern, diesen Plan dann in der Nacht vom 12. zum 13. November 2006 in die Tat umgesetzt haben. Zuerst hätten Tommy S. und Antje H. den Mann in seinem Haus aufgesucht. Während die Frau den Ahnungslosen ablenkte, soll Tommy S. seine Komplizen Wael I. und Mohamad J. ins Gebäudeinnere geschleust haben. Dort sollen sich die beiden Männer im Erdgeschoss verborgen und maskiert, den Hauseigentümer gegen 21.30 Uhr mit Waffengewalt überwältigt, gefesselt, geschlagen und getreten haben. Sie sollen dem Wehrlosen Kräuterlikör eingeflößt und ihm gedroht haben, ihn zu erschießen, falls er bis zum nächsten Tag nicht 40 000 Euro bereitstelle. (PNN berichteten.)

„Ich hatte 25 000 Euro Schulden bei Mohamad J. Der machte Druck, wollte das Geld zurück“, schilderte Tommy S. gestern vor Gericht. „Es wurde erzählt, dass bei Michael L. immer viel Bargeld im Haus ist. Da kam mir die Idee. “ Es stimme, dass er die Ausländer ins Haus gelassen habe. Antje H. hingegen sei völlig ahnungslos von ihrer Lockvogel-Rolle gewesen“, so Tommy S.

„Ich bin in die Geschichte reingerutscht“, beteuerte der Ägypter Wael I. Glaubt man seiner Aussage, dann führte er mit dem Opfer ein langes und vertrauensvolles Gespräch, in dessen Ergebnis Michael L. ihm freiwillig die Geheimnummer seiner Kreditkarte verriet, brachte ihm Wasser zum Trinken, löste seine Fesseln. Während dieser Zeit stellte sein Komplize Mohamad J. die Wohnräume von Michael L. auf den Kopf. André K. soll inzwischen „Schmiere gestanden“ haben. In der Tat sprach Michael L. (44) – er tritt im Prozess als Nebenkläger auf – von dem guten Bösen (Wael I. ) und dem bösen Bösen (Mohamad J.) „Ich habe die PIN bestimmt nicht freiwillig genannt“, versicherte der Mann, der über vier Stunden Angst um sein Leben hatte, sein Haus danach nachts wochenlang mied.

Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga

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