PNN-Serie "Das neue Potsdam": Wohnhäuser Heinrich-von-Kleist- Straße: Der Hof als Müttertreffpunkt
Die neuen Wohnhäuser in der Heinrich-von-Kleist-Straße sind vor allem bei Familien beliebt. Auch die Architektur findet Beifall.
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Potsdam wächst rasant, überall in der Stadt schießen neue Wohnviertel empor. Doch wie lebt es sich dort eigentlich? Die PNN besuchen die Quartiere und stellen sie in der Serie „Das neue Potsdam“ vor.
Heute: Wohnhäuser Heinrich-von-Kleist- Straße (Folge 28)
Babelsberg - Auf den ersten Blick fallen die Neubauten kaum ins Auge. Erdgeschosse in roter Ziegeloptik, die darüber liegenden Stockwerke mit Putzfassaden, dazwischen lockern Erker das Erscheinungsbild auf. Wären da nicht die augenscheinlich neuen Baumaterialien, könnte man das Ensemble in der Heinrich- von-Kleist-Straße fast für einen Teil der benachbarten Eisenbahnersiedlung halten. Nur, dass die fast 80 Jahre älter ist.
Die Ähnlichkeit ist durchaus beabsichtigt. Wie die Eisenbahnersiedlung gehören auch die Neubauten in der Heinrich-von- Kleist-/ Ecke Dieselstraße der Deutsche Wohnen AG. Der neue Gebäudekomplex schließt eine Baulücke in der Siedlung und macht den Komplex, dessen Altbauten sich über die Diesel- und die Walter-Klausch-Straße erstrecken, wieder zu einem klassischen Karree. Um eine optisch ansprechende Ergänzung hinzubekommen, wurde für das Projekt vor fünf Jahren sogar ein Architekturwettbewerb durchgeführt, den das Freiberger Büro Melder und Binkert gewonnen hatte.
20 Millionen Euro in die Neubauten investiert
Nach diesem Entwurf entstanden zwischen 2014 und 2016 insgesamt 91 neue Wohnungen und zwölf Reihenhäuser, deren Gestaltung sich an die historische Bebauung anlehnt. Die Deutsche Wohnen AG hat damit ihren Wohnungsbestand in dem Quartier nahezu verdoppelt. Rund 20 Millionen Euro wurden nach Angaben einer Unternehmenssprecherin in die Neubauten investiert, weitere 3,1 Millionen Euro sind in die Sanierung der Altbauten geflossen. Ganz überwiegend sind Drei- und Vierraumwohnungen entstanden, deren Größen zwischen 70 und 93 Quadratmetern variieren. Die Zielgruppe für die Bauten ist klar definiert: Familien mit Kindern sollen sich hier vor allem niederlassen.
Das ist ganz offensichtlich gelungen. Es gibt kaum einen Aufgang, in dem nicht mindestens ein oder zwei Kinderwagen, Buggys oder Laufräder im Hausflur stehen. Eine der Bewohnerinnen ist Antje Stiebert. Im vergangenen Sommer ist die 30-jährige kaufmännische Angestellte mit ihrem Mann und zwei Kindern hier eingezogen. Auch vorher hat die Familie in Babelsberg gewohnt, in der Fultonstraße – quasi gleich um die Ecke. „Hier fühlen wir uns viel wohler“, sagt Stiebert. Der Autolärm der nahen Großbeerenstraße sei hier praktisch nicht mehr zu spüren, stattdessen höre man die Vögel zwitschern. Dank des großzügigen Innenhofs mit den vielen Bäumen „hatten wir im Sommer sogar das Gefühl, wir wohnen im Wald“, erzählt Stiebert und lacht. Das Quartier liege zudem zentral, Bus, Tram und S-Bahnhof seien in Laufweite, es gebe Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. 1200 Euro Warmmiete zahlt die Familie für ihre knapp 90 Quadratmeter große Wohnung. Für Potsdamer Verhältnisse sei das okay, findet die junge Frau. Das einzige Manko sei der Mangel an Stellplätzen.
Die Architektur passt sich den Altbauten an
Der stört auch Ingrid Krause. Am Wochenende sei hier alles zugeparkt und das Ordnungsamt verteile fleißig Knöllchen, berichtet die Rentnerin. Doch davon abgesehen hat auch sie nichts zu meckern. Erst im letzten Jahr ist die Potsdamerin wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. 27 Jahre hatten sie und ihr Mann in Bayern gelebt. Nachdem ihr Gatte verstorben war, verkaufte sie das Haus im Süden Deutschlands, seit 2016 lebt sie in einer Dreiraumwohnung. „Mein Sohn, meine Geschwister, meine Freunde leben alle hier“, sagt Krause. Das Quartier gefalle ihr sehr gut, nicht zuletzt, dass die Architektur sich den Altbauten anpasst.
Auch Katja Ritter fühlt sich wohl. Die junge Berlinerin ist vor einem Jahr mit ihrem Freund zusammengezogen, der aus Potsdam stammt. „Mein Herz schlägt noch für Berlin“, bekennt sie, „aber in Potsdam ist es auch schön.“ Neben einer Tochter des Freundes aus erster Ehe hat das Paar inzwischen auch ein gemeinsames Kind. „Ich freue mich schon auf den Sommer“, sagt Ritter. „Der große Hof ist doch ein guter Treffpunkt für die vielen Mütter mit ihren Kindern.“ Mit den Nachbarn versteht sie sich blendend: „Zum ersten Mal in einem Haus kenne ich hier alle Nachbarn mit Vornamen, man duzt sich, das ist schon toll“, erzählt die Erzieherin.
Nähe zur Arbeit - und eine Fußbodenheizung
Eher zufällig ist Tuyen Nguyen nach Potsdam gekommen. Die gebürtige Vietnamesin wollte mit ihrem Mann und ihrem kleinen Kind eigentlich in Zehlendorf eine Wohnung nehmen, aber alles, was verfügbar war, lag direkt an der Straße. Potsdam sei auch sehr schön – und beide kommen auch schneller zur Arbeit. Nguyens Mann hat eine Firma in Brück, in der sie die Buchhaltung führt. Über ihre Wohnung sagt sie auch: „Hier gibt es eine Fußbodenheizung und so etwas wollten wir unbedingt haben.“
Obwohl der Kiez von Altbauten geprägt ist, gibt es dort auch Häuser in moderner Architektur. Am Ende der Heinrich-von- Kleist-Straße steht eines davon. Wie ein großer Monolith ragt es empor. Die graue Ziegelfassade mit hohen schmalen Fenstern und der Freitreppe, die zu einem repräsentativen Eingangsportal hinaufführt, passt eher in das Finanzzentrum einer Metropole als in das beschauliche Babelsberg. Und doch ist es ein Wohnhaus, die letzte Landmarke vor den Flachbauten des angrenzenden Gewerbegebietes, das sich bis zur Nuthestraße erstreckt. Auffälligstes Detail sind zwei Reliefs von Elefantenköpfen, die den Eingang flankieren. Sie gaben dem Gebäude auch seinen Namen: Elefantenhaus.
Den letzten Teil der Serie "Das neue Potsdam" lesen Sie in der Freitagsausgabe der PNN.
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