Landeshauptstadt: Der Insel gehen die Bänke aus
Erneut randalieren Täter im Gartendenkmal / Inselgärtner: „Habe keine Parkbänke mehr in Reserve“
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Innenstadt - Der Sommer 2006 wird den Gärtnern und Landschaftspflegern der Freundschaftsinsel in schlechter Erinnerung bleiben. Denn das Ausmaß der Zerstörungen, deren Beseitigung Tag für Tag kostbare Arbeitszeit in Anspruch nimmt, ist größer denn je. In den vergangenen Wochen waren insbesondere die Parkbänke ein beliebtes Angriffsziel der offenbar skrupellosen, noch unbekannten Randalierer. Nun ist in der Nacht zum gestrigen Donnerstag erneut eine Parkbank in einen irreparablen Zustand versetzt worden. Der leitende Inselgärtner Jörg Näthe ist entsetzt über die Unverschämtheit der Täter: „Jetzt sprühen sie schon gar kein Graffiti mehr drauf, sondern machen die Bank gleich kaputt“. So könne es nicht weitergehen.
Vor zwei Wochen habe er die letzten drei intakten Bänke aufgestellt, so der Inselgärtner. Eine habe noch gestanden. Macht insgesamt vier, von denen jetzt „nur noch drei funktionstüchtig“ seien. „Damit ist meine Ankündigung von vor zwei Wochen jetzt wahr geworden: Ich habe nun keine Bänke mehr in Reserve“, sagte Näthe. Erst vor 14 Tagen hatten unbekannte Täter die Insel verwüstet, dabei unter anderem die Inselskulpturen an den Zugängen von der Langen Brücke auf das Übelste malträtiert. „Diese Art der Gewalt nimmt fast täglich eine neue Qualität an“, so der Inselgärtner. Eigentlich müsse man daraus die Konsequenz ziehen – und im öffentlich zugänglichen und auch nachts offenen Teil der Insel keine Bänke mehr aufstellen. Da es sich bei dem Areal jedoch um ein Gartendenkmal handele, müsse es dauerhaft erhalten und damit natürlich auch bei den jetzigen Zuständen permanent „wiederhergestellt“ werden. Beachte man die Preise, die pro Bank bei 1250 Euro liegen, sei das jedoch nicht lange durchzuhalten.
Trotz all dieser negativen Entwicklungen gibt es mittlerweile auch positive Zeichen. „Aufgrund der verstärkten Medienberichterstattung in letzter Zeit haben Anwohner der Freundschaftsinsel vermehrt bei der Polizei angerufen, wenn ihnen etwas aufgefallen ist“, sagte Näthe. Dabei sei es sogar schon zu Erfolgen gekommen. „Wir haben bereits an zwei Abenden Gruppen von jungen Leuten festgehalten, die zuvor durch Randale auffällig geworden sind“, sagte der für den Inselbereich zuständige Polizeioberkommissar Bernhard Heuer gestern. Die Täter seien jeweils andere gewesen. Nun liege die Sache bei der Kriminalpolizei, leider ergebe sich dadurch ein Zeitverzug. Das Team von Heuer sei angehalten worden auf dem Areal „verstärkt Streife zu laufen“ und an diesem Punkt „öfter mal anzuhalten“. Doch sei insbesondere der Bereich rund um den Spielplatz nicht leicht zu überschauen, was den Tätern die Flucht erleichtere. „Die Feststellung der zwei Tätergruppen kann auch nur als kleiner Erfolg gewertet werden. Es wird weitergehen“, so Bernhard Heuer.
Jörg Näthe will weiter alle Beschädigungen bei der Polizei anzeigen. Das Verhalten der Täter begreife er nicht. Zudem wundere er sich über die Inselbesucher: „Es kam noch nicht mal jemand, der sich wegen der umgekippten Bank beschwert hat“. Stattdessen schlug gestern eine Familie ihre Picknick-Decke neben der zerstörten Bank auf.
Martin Stralau
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