
© Jan Kuppert
Sport: Der Kapitän schläft derzeit auf der Couch
Abwehrchef Daniel Reiche kickt in der nun beginnenden Saison mit der Armbinde für den Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03
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„Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Daniel Reiche. Der 24-Jährige ist der neue Kapitän des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 und amtierte als solcher erstmals am Freitag im Freundschaftsspiel daheim gegen den Zweitligisten FC St. Pauli (1:2/PNN berichteten). „Aber ich bin ja nicht allein – wir haben ein Kapitänsteam“, so der Abwehrspieler. Das besteht aus ihm, Matthias Rudolph und Philipp Kreuels. „Alle drei sind die Köpfe unserer Mannschaft, und Daniel Reiche trägt die Armbinde“, erklärt dazu Cheftrainer Christian Benbennek, der den Chef der Truppe bestimmte.
„Natürlich wünscht man sich als Kapitän einen anderen Einstand als eine Niederlage“, räumt Reiche ein, der im Mai vom MSV Duisburg an die Havel wechselte. „Neu ist diese Rolle für mich ja nicht, ich war auch schon ein paar Jahre in Wolfsburg Kapitän.“ 2003 hatte sein jetziger Babelsberger Coach den damals 15-Jährigen vom TSV Grasleben zum VfL Wolfsburg geholt, wo der gebürtige Braunschweiger über die U 19 und U 23 zwischenzeitlich den Sprung in die Profimannschaft schaffte. Reiche trainierte unter Trainer Felix Magath in der ersten Mannschaft mit und bestritt Mitte September 2008 beim Wolfsburger 2:2 bei Hertha BSC die letzten 20 Minuten. Meist spielte er aber mit dem VfL II in der Regionalliga; fünfmal auch gegen Babelsberg 03 – mit keinem Sieg, aber vier Unentschieden und einer Niederlage. „Daher kenne ich das Karl-Liebknecht-Stadion auch schon von früher“, erzählt der 1,89 Meter große Kicker, der trotz seiner Jugend bereits über viel Erfahrung verfügt. Die erwarb er vor allem auch beim MSV Duisburg in 23 Zweitliga-Spielen der Saison 2010/11, in der er außerdem in allen sechs Pokalspielen des MSV kickte, auch im Finale im Berliner Olympiastadion, das die Duisburger 0:5 gegen Schalke 04 verloren. In der vergangenen Saison fand sich Reiche meist in der 2. Mannschaft wieder, mit der er 22 Spiele in der Nordrhein-Westfalen-Liga bestritt; zum Einsatz kam er bei den Profis nicht mehr. „Im zweiten Jahr kamen neue Spieler, und vielleicht habe ich den Trainer auch im Training nicht mehr so überzeugt“, denkt Reiche laut über eventuelle Gründe seiner Rückstufung nach. „Jetzt habe ich aber ein neues Team und eine neue Chance. Der Schritt von der Zweiten in die Dritte Liga sieht zwar zunächst wie ein Rückschritt aus. Aber ich habe hier die Möglichkeit, mich wieder auf dem Platz zu präsentieren.“
Und das gelang ihm bei der Generalprobe für den Liga-Auftakt am kommenden Samstag beim Chemnitzer FC schon recht ordentlich. Gegen den FC St. Pauli begann Daniel Reiche zwar wie seine ganze Mannschaft zunächst „nervös, ängstlich und zappelig“, wie es später Trainer Benbennek formulierte. Nach der Pause aber wurden die Aktionen der Nulldreier sicherer und ansehnlicher. „In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht“, meint auch der neue Abwehrchef des SVB, der sich selbst gar nicht so in dieser Rolle sieht. „Wir sind hinten mehrere Spieler, und jeder muss selbstständig handeln. Aber wir sind ein gutes Team.“
Als solches will der SVB in der bevorstehenden Meisterschaft ordentlich bestehen. „Unser Wunsch ist es, jedes Spiel in der Liga zu gewinnen, was aber natürlich nicht klappen wird. Wir haben uns daher das Saisonziel gestellt, das Bestmögliche aus unserer Mannschaft herauszuholen“, so Reiche. So schon zum Auftakt in Sachsen. „Nun konzentrieren wir uns auf unser erstes Saisonspiel in Chemnitz. In dieser ausgeglichenen Liga wollen wir einen möglichst guten Start erwischen.“
Bevor es so weit ist, kam die Mannschaft am Samstag zu einem gemütlichen Grill-Nachmittag zusammen. Da hatte Daniel Reiche – ebenso wie am trainingsfreien gestrigen Sonntag – seine Freundin Anna an seiner Seite, die derzeit noch in Braunschweig weilt, um ihre Ausbildung zur Anwalts- und Notargehilfin zu beenden. Bis sie ebenfalls nach Potsdam zieht, will Reiche hier eine Wohnung gefunden haben; derzeit logiert er noch bei Mannschaftskollege Sergej Evljuskin – den er bereits aus gemeinsamen Zeiten in Wolfsburg kennt – auf der Couch.
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