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Sport: Der Kick, wenn der Speer fliegt

Für Dominic Strauß vom SC Potsdam ist die Junioren-Weltmeisterschaft in die Ferne gerückt, aber er plant schon für die EM 2015

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In der Hand juckt es Dominic Strauß schon, wenn er seinen Trainingskollegen beim Werfen zusieht. Und erst recht in der Schulter. „Es ist schließlich ein unglaubliches Gefühl, den Speer fliegen zu lassen und mit aller Kraft hinterherzubrüllen. Das gibt einen richtigen Kick“, sagt er. Das fehle ihm momentan. Nur ist seine rechte Schulter auch der Grund, weswegen er momentan nicht am Training teilnehmen kann. Denn am Montag wurde der Speerwerfer des SC Potsdam an seiner Wurfschulter operiert. „Das ist einfach ätzend, weil ich gerade jetzt so gut drauf war.“ Erst bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften im vergangenen Februar hat der 18-Jährige mit 66,18 Metern eine neue Bestweite geworfen.

Eigentlich wollte Dominic Strauß Fußballer werden. „Doch meine Oma hat damals gesagt, man macht sich dabei nur die Beine kaputt“, erzählt er. Dann blieb für den damals Neunjährigen in seinem Heimatort Borgsdorf noch Leichtathletik als Option. „Und da wollte ich ursprünglich Hochspringer werden.“ Geworden ist aus ihm schließlich aber ein Werfer.

Der Sperrwurf gehört zu den technischen Disziplinen der Leichtathletik. Bei ihm verbinden sich Schnelligkeit, Kraft und Technik. Eine höchst komplexer Sport, der von seinem Athleten in der kurzen Zeit eines Wurfes, nicht nur vollen Krafteinsatz, sondern auch Konzentration auf die Technik erfordert. Diese Kombination verschiedener Elemente macht auch für Dominic Strauß den Reiz seiner Disziplin aus.

„Wir müssen gleichzeitig an vielen Dingen arbeiten.“ Da helfen ihm vor allem häufige Analysen seiner Würfe bei Wettkämpfen und im Training. Gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaften in Leipzig arbeitet er an einer stetigen Verbesserung seiner Würfe. Denn Gefühl und Analyse gingen da auch so manches Mal ganz schön weit auseinander. „Manchmal fühlt es sich nach einem nahezu perfekten Wurf an, aber dann sehe ich die Analyse und merke, wie viele Fehler ich noch mache. Da will man sich gar nicht ausmalen, wie weit der Speer geflogen wäre, wenn ich in der Technik noch ein bisschen sauberer gearbeitet hätte.“ Dabei ist die gute Technik gerade das, was ihn als Werfer ausmache. Denn eigentlich sei er von der Statur her recht schmächtig für einen Werfer. Mit seinem neuen Trainer Burghard Looks trainiert der Elftklässler der Potsdamer Sportschule vor allem daran, diese Nachteile auszugleichen. „Langsam wird das Krafttraining ganz schön mein Ding“, sagt Strauß.

„Sein Ding“ seien aber auch viele andere Sportarten. So liebäugelt der 1,91 Meter große Athlet mit dem American Football oder auch dem Beachvolleyball. „Das sind beides Sportarten, die ich gerne irgendwann einmal ausprobieren würde“, erzählt er. Seit der siebten Klasse dreht sich das Leben des Sportschülers nur ums Werfen. Doch in einer Einzelsportart würde man eben auch viele Vorteile einer Teamsportart verpassen. „Das kenne ich eben noch nicht, doch das möchte ich auf jeden Fall einmal nachholen, aber natürlich erst nach meiner Werferkarriere!“

Die härteren und intensiveren Einheiten unter seinem neuen Trainer haben in dieser Wettkampfsaison schon Wirkung gezeigt. „66 Meter waren eigentlich mein Ziel für die gesamte Saison.“ Dass er diese Marke mit dem 800 Gramm schweren Speer schon im Winter knacken würde, hätten weder sein Trainer noch er selbst gedacht. Obwohl sich für Strauß schon im letzten Jahr abgezeichnet hat, dass auch große Weiten nicht mehr ganz so fern sind. Mit einer Weite von 70,69 Metern mit dem 700-Gramm-Speer und einem 8. Platz kehrte er im vergangenen Juli von den Jugend-Weltmeisterschaft aus der Ukraine zurück. Wobei er weder mit der Weite, noch mit der Platzierung letztendlich so richtig zufrieden war. „Aber die Konkurrenz dort war schon eine ordentliche Hausmarke.“

Wegen der Schulterverletzung ist das Ziel, die Teilnahme bei der Junioren-Weltmeisterschaft im amerikanischen Eugene im kommenden Juni, allerdings erst einmal in die Ferne gerückt. „Aber egal, nächstes Jahr ist die Europameisterschaft in Schweden.“ Das ist das nächste Ziel. Und dort will er dann auch wieder den Kick verspüren, wenn sein Speer in Richtung einer neuen Bestweite fliegt. Chantal Willers

Chantal Willers

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