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Zwei Doktoranden des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts wurden im Ideenwettbewerb „Apps4Berlin“ für die Entwicklung ihrer Gesundheits-Applikation für Mobilfunkgeräte ausgezeichnet
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„Guten Morgen Petra! Heute ist der 120. Tag deiner Schwangerschaft.“ Diesen Hinweis erhält die schwangere Petra nach dem Aufwachen von ihrem Mobiltelefon. Auf dem Display erscheint ein Eingabefeld, Petra wird aufgefordert, ihr Gewicht einzutragen. Nach dem Gang auf die Waage drückt die Schwangere auf die Schaltfläche „Speichern + Auswerten“. Sie erhält sofort eine grafische Auswertung ihrer Daten. Die Kurven zeigen Petra: Alles ist in Ordnung, das Gewicht liegt im Normalbereich.
So oder so ähnlich könnten Menschen in Zukunft mit einem Programm, das auf ihrem Mobiltelefon installiert ist und die Gesundheit der Anwender im Fokus hat, unterstützt werden. Eine solche Gesundheits-Applikation haben die beiden Doktoranden Frank Feinbube und Alexander Schacht am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam entwickelt. Mit ihrer Idee nahmen sie am Wettbewerb „Apps4Berlin“ teil, den die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen bereits zum fünften Mal ausrichtete. Die Jury fand die Ideen der beiden Potsdamer Wissenschaftler überzeugend: Sie gehören zu den 15 Gewinnern, die aus insgesamt 72 Einsendungen ermittelt und ausgezeichnet wurden.
Die Anwendungsmöglichkeiten ihrer Gesundheits-App sind dabei vielfältig: Hilfestellungen im Alltag, nützliche Tipps für Ernährung, aber auch die Überwachung kritischer Werte wie etwa Blutdruck oder Blutzucker sind möglich. „Diabetiker, Allergiker oder Herzpatienten erhalten direkt auf sie zugeschnittene, personalisierte und situationsbezogene Ratschläge“, erklärt Frank Feinbube. Die Pollenallergikerin erfährt etwa nicht nur, ob sie mit einer Pollenbelastung in ihrer Region rechnen muss, sondern auch, wo sich im Bedarfsfall die nächste Apotheke befindet.
„Das Ziel ist es, so einen kleinen Gesundheitsberater immer dabei zu haben“, sagt Feinbube. Doch die Möglichkeiten gehen noch weiter: Blutdruckdaten und andere Gesundheitsparameter können von Patienten selbst erfasst, in eine Datenbank eingespeist und von dort vom Arzt abgerufen werden. Gerade in strukturschwachen Regionen, wie etwa im Norden Brandenburgs, wo der nächste Herzspezialist oft weit entfernt vom Patienten ist, könne diese Überwachung wichtiger Gesundheitswerte bei Risikogruppen sinnvoll sein, erklärt Alexander Schacht. Zeigen die Daten, dass etwas nicht in Ordnung ist, gibt die App konkrete Gesundheitstipps oder empfiehlt einen Arztbesuch. Den Gang zum Mediziner ersetze die Gesundheits-App natürlich nicht, betonen die Entwickler.
Die Vielfalt von Anwendungsprogrammen für Mobilfunkgeräte ist riesig: Mehr als 500 000 Apps sind inzwischen auf dem Markt, täglich kommen etwa 100 neue dazu. Spiele, Comics, Lernprogramme oder Hochzeitsplaner können von den Nutzern heruntergeladen und angewendet werden. Auf dem Gesundheitssektor scheint die Entwicklung von Apps jedoch noch in den Kinderschuhen zu stecken. „Wir haben lediglich stark eingeschränkt nutzbare Anwendungen gefunden, wie etwa einen Body-Mass-Index-Rechner oder Software für Diabetiker“, erklärt Frank Feinbube. „Es gibt bisher keine Programme, die umfangreiche, ganzheitliche Lösungen bieten“, sagt er. Diese Lücke wollen die Potsdamer mit ihrer Idee nun schließen. Das Potenzial dafür ist enorm, davon sind die beiden Entwickler überzeugt.
Positive Signale für ihre Idee erhielten die Doktoranden bereits während der Preisverleihung des Ideenwettbewerbs. Die Juroren hoben hervor, dass die Schaffung eines Gesundheitsbewusstseins gerade angesichts explodierender Kosten im Gesundheitswesen von hoher Bedeutung sei. Auch ein Vertreter einer großen deutschen Krankenkasse habe Interesse an dem Programm signalisiert, erinnert sich Frank Feinbube. Bevor dieses jedoch marktfähig ist, wird es noch ein wenig dauern. „Im Moment gibt es noch kein Produkt“, betont Professor Andreas Polze, der die beiden Doktoranden am Plattner-Institut betreut. Der Prototyp habe jedoch gezeigt: Die Anwendung funktioniert.
Die technische Herausforderung sei dabei, dass das Programm auf möglichst vielen Geräten unterschiedlicher Hersteller fehlerfrei laufen muss, erklärt Professor Andreas Polze. Nun wird an weiteren Möglichkeiten für die Nutzung getüftelt. Ein Barcodescanner für Lebensmittel steht ganz oben auf der Liste der Ideen. Mit seiner Hilfe könnte der ernährungsbewusste Verbraucher Informationen über Produkte abrufen – etwa ihren Zucker-, Fett- oder Salzgehalt – bevor er sie in seinen Einkaufswagen legt. „Wir wünschen uns, dass durch unsere und zahlreiche weitere Anwendungen das Leben vieler Menschen erleichtert wird“, sagt Frank Feinbube. „Heutzutage müssen wir uns noch mit vielen langweiligen Sachen abplagen, die in Zukunft das Gerät übernehmen kann.“ Dann bleibe mehr Zeit für andere Dinge.
Heike Kampe
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