Sport: „Der Knoten muss jetzt endlich platzen“
Potsdams Kanute Torsten Eckbrett will in diesem Jahr zur WM nach Szeged – dafür fliegt er heute mit ins Trainingslager Sevilla
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Diesmal hatten die Trainer den strapaziöseren Part: Während Rolf-Dieter Amend und Eckehard Sahr ansonsten meist ein Motorboot steuern, wenn ihre Schützlinge beim Training über die Havel paddeln, waren die beiden Bundestrainer aus Potsdam vor dem heute beginnenden Trainingslager des Deutschen Kanu-Verbandes in Sevilla mehr gefordert als ihre Athleten: Sie absolvierten seit Mittwochmorgen mit Kleinbus und Bootsanhänger eine 2000-Kilometer-Tour vom Templiner See bis nach Andalusien, wo sie gestern Abend eintrafen. Ihre Sportler, die in dieser Zeit im Luftschiffhafen von Wolfgang Lange betreut wurden, werden dagegen heute von Tegel aus via Palma de Mallorca nach Sevilla fliegen.
Insgesamt 30 Bundes- und U23-Kader werden in den nächsten knapp zwei Wochen beim Wassertraining auf der Weltmeisterschafts-Strecke von 2002 die Grundlagen für eine erfolgreiche WM 2006 in Szeged legen. Unter ihnen Katrin Wagner-Augustin, Peter Hörnig, Ronald Verch, Florian Heinrich, Ronald Rauhe, Tim Wieskötter und Torsten Eckbrett vom Kanu-Club sowie Lutz Alte- post (KG Essen) und Philipp Flößel (KC Dresden), die ebenfalls in Potsdam leben und hier von Amend trainiert werden.
Während ein Großteil der Paddler den knapp an der Stadt vorbeiführenden WM-Kanal bereits kennt, ist er für Torsten Eckbrett noch Neuland. Der Junioren- Weltmeister von 2002 im Einerkajak über 1000 m will es in diesem Jahr endlich bei den Männern in der Leistungsklasse wissen. „In diesem Jahr muss und will ich mich beweisen und den Sprung in die WM-Mannschaft schaffen. Der Knoten muss jetzt endlich platzen“, sagt Eckbrett, dessen Coach Amend über ihn meint: „Torsten muss nun langsam mal über seinen Schatten springen und im Wettkampf das umsetzen, was er im Training schon macht. Er braucht endlich mal ein Erfolgserlebnis, damit er merkt, dass er es kann.“
In den letzten beiden Jahren nämlich – in der schwierigen Übergangszeit von den Junioren zur Leistungsklasse – konnte sich der Potsdamer, der seit 1994 das Paddel durchs Wasser zieht, bei den Männern noch nicht entscheidend in Szene setzen. „Natürlich hatte ich an dieser Umstellung zu knabbern. Bei den Männern geht es ganz anders lang – das ist aber auch ein neuer Anreiz, dem ich mich gern stelle“, erklärt Eckbrett, der sich vornehmlich auf die 1000-Meter-Distanz konzentriert und daher im Verein viel Geduld erfährt. „Auf der langen Strecke ist es viel schwerer als über 500 Meter, sich in die Weltelite zu fahren. Die dafür notwendige Ausdauerkraft muss sehr lange trainiert werden“, erläuterte KC-Manager Jürgen Eschert die Situation des 1,89 Meter großen Paddlers. Und Eckbrett selbst räumt ein: „Ich weiß, dass ich es packen kann, dass ich aber bei den Wettkämpfen auch mal meinen Grips ausschalten muss. Ich denke manchmal zu viel nach und muss viel kaltschnäuziger werden.“
Zunächst aber will Eckbrett mit den A-Kadern in Sevilla die körperlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison schaffen. „Ich fühle mich derzeit richtig fit und stehe gut im Saft“, signalisierte der Unteroffizier der Bundeswehr-Sportfördergruppe, der sich vorgenommen hat, bei den diesjährigen WM „mit einem erfahrenen Paddler“ den deutschen Zweierkajak über 1000 Meter zu bilden.
In den kommenden Tagen dienen erst einmal Zehn- bis Zwölf-Kilometer-Fahrten dem Konditionstanken, während in einem weiteren Trainingslager Mitte März ebenfalls in Sevilla die Belastungsausdauer mit 500- bis 2000-Meter-Fahrten geschult werden soll. Bis dahin bleiben die Boote in Südspanien – die nächsten Touren legen Rolf-Dieter Amend und Eckehard Sahr ebenfalls im Flieger zurück.
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