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Landeshauptstadt: Der Königsreiher wartet schon

Spaziergang zum verlorenen Skulpturenschmuck des Parks Babelsberg

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Den unvergleichlichen Reiz des Babelsberger Parks machten nicht nur die Brunnen, Fontänen, Gebirgsbäche und Wasserfälle aus, sondern auch die vielen Plastiken. So wie derzeit das Brauchwassernetz als Voraussetzung für die Erneuerung der Wasserspiele wiederhergestellt wird, soll auch eine Vielzahl dieser Figuren an ihre Standorte zurückkehren. Dies kündigte Saskia Hüneke, in der Schlösserstiftung Kustodin der Skulpturensammlung, gestern in einer Vorschau auf den Freitagabendspaziergang „Mosaiken und Gartenplastiken im Park Babelsberg“ an. Dabei gestalten die Künstler Conrad Panzner und Mathias Melcher aus Weidenruten zwei 1,80 Meter hohe Vogelplastiken, die anschließend versteigert werden. Ingo Stelzer bläst Saxophon, ein Imbiss wird ebenfalls geboten.

Ab 19 Uhr wird Hüneke in dem am Schloss beginnenden Rundgang mit Parkleiterin Anne-Grit Reichelt den Besuchern allerdings nur die Fehlstellen zeigen können, von denen die Skulpturen verschwunden sind, und mittels historischer Fotos an sie erinnern. Schon bald nach dem Ende der Monarchie 1918 begann die Vernachlässigung von Schloss und Park Babelsberg, die von Kaiser Wilhelm I. als Sommersitz genutzt worden waren. Die russische Besatzung nach 1945 und die Einbeziehung weiter Teile in das DDR-Grenzgebiet taten ein Übriges, so dass die Verluste auch bei Skulpturen höher sind als in den anderen Welterbeparks. Unerwünscht waren vor allem die Bildwerke mit politischem Inhalt, die den Weg zur deutschen Reichseinigung feierten, darunter der Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen, eine Allegorie auf die Niederschlagung des Badischen Aufstands 1849.

Bevorzugte Themen waren außerdem die Hohenzollernfamilie, so eine Büste der Königin Luise nach einer Arbeit von Christian Daniel Rauch, sowie viele Tierdarstellungen, oft mit Brunnen verbunden. Dazu zählt der Königsreiher, der einst die Fontäne im Goldenen Rosengarten krönte. Von ihm wartet bereits ein Abguss darauf, an seinen ursprünglichen Platz im Pleasureground mit seinen kachelgefassten Blumenbeeten zurückzukehren. Wie Reichelt ankündigte, soll diese von Lenné und Pückler gestaltete Anlage als erste bis 2012 um ihren plastischen Schmuck mit Reiherfontäne, Adlerbrunnen und Gotischer Fontäne komplettiert werden. Hüneke und Reichelt wollen bei ihrem Rundgang, für den Taschenlampen mitgebracht werden sollten, auch die Terrassenanlagen unmittelbar am Schloss zeigen. Sie werden ihre teilweise eingelagerten Bildwerke erst dann zurückerhalten, wenn die Schlossfassaden saniert sind, also nach 2017.

Der abendliche Spaziergang beschließt für dieses Jahr die Reihe „Entdeckung der Langsamkeit“. Am Sonntag, 10 Uhr, kann sich der Interessent dann im Blumengarten von Cecilienhof einfinden. Hier lernt er in einer „Gartensprechstunde“, wie man Buchsbaum mit der Heckenschere zu geometrischen Formen, Vogelskulpturen oder Blumenkörben schneidet. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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