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Homepage: Der lange Weg zur Architektur

URANIA-Geschäftsführerin Karin Flegel lehrt an der Fachhochschule Potsdam, wo sie einst Architektur studiert hat

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URANIA-Geschäftsführerin Karin Flegel lehrt an der Fachhochschule Potsdam, wo sie einst Architektur studiert hat POTSDAMER ABSOLVENTEN Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Das Studium ist beendet, die Ausbildung abgeschlossen. Doch was kommt dann? Diese PNN-Serie verfolgt das Schicksal von einzelnen Absolventen der drei Potsdamer Hochschulen, so genannten Alumni. Mit welchen Vorstellungen haben sie ihr Studium betrieben? Was haben sie in Potsdam gelernt? Und wie sieht ihr Alltag heute aus? Von Franziska Rothmann Die Zulassung zum Studium hatte Karin Flegel in der Tasche. Ihr Berufswunsch Architektin hätte sich so schon 1979 an der Universität Weimar erfüllen können. Wäre da nicht die Familie gewesen, die abriet. Sie befürchtete, dass die damals 18-Jährige nach Beendigung ihres Studiums als Architektin in Büros langweilige Plattenbauten entwerfen würde. Karin Flegel hörte auf die Ratschläge und entschied sich für ein Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Chemie. So kam die gebürtige Leipzigerin nach Potsdam und, wie sie erzählt, hier sei sie hängen geblieben. Vielleicht nicht ganz unfreiwillig, bietet doch gerade diese Stadt mit ihren vielfältigen Bauten alles vom Barock bis zur Moderne und wird so dazu beigetragen haben, dass sich Karin Flegel den Wunsch eines Architekturstudiums schließlich doch noch erfüllte. Zuerst aber kam das Lehramtsstudium. Auch wenn es, wie die heutige Geschäftsführerin der URANIA Potsdam und Dozentin für Architekturgeschichte an der Fachhochschule Potsdam lächelnd erklärt, auch mit diesem Beruf nichts werden sollte. Aber immer der Reihe nach. Kurz vor dem Abschluss an der Pädagogischen Hochschule Potsdam, erfuhr sie, dass sie aus gesundheitlichen Gründen als Lehrerin nicht arbeiten könne. Zwar sei sie zunächst enttäuscht gewesen, schließlich lag ihr das Unterrichten. „Aber eigentlich bin ich kein Mensch, der den Dingen, die er nicht ändern kann, nachtrauert.“ Trotzdem beendete sie 1983 das Studium und ging an das Institut für Physik der Erde, dem heutigen GeoForschungsZentrum. Dort war sie sechs Jahre in der Industrieforschung tätig. Mit dem Wendejahr 1989 musste auch sie sich beruflich neu orientieren. „Mit meiner Fächerkombination Biologie-Chemie hätte ich beispielsweise in die Pharmaindustrie wechseln können. Stellenausschreibungen gab es zur genüge.“ Doch sie entschied sich anders. Im Jahr 1989 kam ihr drittes Kind zur Welt. Und Karin Flegel beschloss zunächst einmal für ihre Familie da zu sein. Doch neben ihrer Mutter-Rolle arbeitete sie als Stadtführerin. „Ich bin oft von den Besuchern gefragt worden, ob ich Architektin oder Kunsthistorikerin sei.“ Als die Fachhochschule 1991 in Potsdam gegründet und auch Architektur als Studienfach angeboten wurde, sah Karin Flegel ihre Chance. „Als ich 1994 das Studium begann, waren in meinem Jahrgang vielleicht 45 Studenten, eine überschaubare Zahl.“ Zwar sei sie gut zehn Jahre älter als die meisten ihrer Kommilitonen gewesen, ein Problem war dies jedoch nicht. Die Kenntnisse und Erfahrungen, die sie einbringen konnte, waren eine Bereicherung – wie umgekehrt die junge Unbeschwertheit. „Zwischen dem ersten und dem zweiten Studium lagen Welten“, erklärt sie rückblickend. Während der Studienalltag an der Pädagogischen Hochschule straff organisiert war, waren an der Fachhochschule mehr Eigenverantwortung und Engagement gefragt. Zahlreiche Exkursionen gehörten zum Studienalltag, unter anderem auch nach Neapel. „So etwas wäre damals in Weimar nicht einmal im Traum möglich gewesen.“ Spricht Karin Flegel über Architektur kann sie schnell mit ihrer Begeisterung anstecken. Es ist vor allem die einfache Art, wie sie davon erzählt, die einen spüren lässt, welche Leidenschaft dahinter steckt. Eine Leidenschaft, von der wohl auch ihre Studenten an der Fachhochschule Potsdam profitieren werden, an der sie heute als Dozentin lehrt. Doch sei es einem tragischen Zufall geschuldet, dass sie heute Vorlesungen über Architekturgeschichte hält. Kurz nachdem Karin Flegel ihre Prüfungen bestanden und das Diplom erhalten hatte, verstarb überraschend der Dozent für Potsdamer Architekturgeschichte an der Fachhochschule. „Als ich noch studierte, habe ich mir immer gewünscht, das zu machen, was dieser Dozent tat,“ sagt die zierliche Frau. Denn besonders die Geschichte der Architektur ist es, die sie so fasziniert. „Architektur ist ein Spiegel der jeweiligen Gesellschaft, sie erzählt Geschichten und bürdet den Architekten größte künstlerische Verantwortung auf. Denn schlechtes Theater muss ich mir nicht ansehen, schlechte Musik muss ich nicht unbedingt hören, aber der Architektur kann ich nicht ausweichen. Das ist eine riesige Herausforderung für den Gestalter.“ Aus der reichen Architekturgeschichte für neue, moderne Entwürfe zu lernen, das wollte auch sie gerne vermitteln. Und so bewarb sie sich für den Lehrauftrag. Nur wenige Monate später schon stand Karin Flegel vor Studenten und hielt Vorlesungen an der Fachhochschule. Und wie bekommt man einen Lehrauftrag an der Fachhochschule und die Geschäftsführerin der URANIA gemeinsam unter einen Hut? „Ich habe nur einmal in der Woche eine Veranstaltung an der Fachhochschule. Das lässt sich mit der Arbeit in der URANIA vereinbaren.“ Nur zufällig erfuhr Karin Flegel im Jahr 2001 von der freien Stelle in dem Verein, mehrere Bewerbungen waren schon eingegangen. Kurz vor Ablauf der Frist und nachdem sie sich auch mit der Familie abgesprochen hatte, reichte Karin Flegel ihre Unterlagen ein. Als Geschäftsführerin plant die heute 43-Jährige unter anderem Veranstaltungen, Vorträge und Exkursionen. Wie in einem kleinen Familienunternehmen könne man hier arbeiten. Alle haben die Freiheit auch ihre eigenen Interessen mit einzubringen. Und die liegen bei Karin Flegel natürlich bei der Architektur. Einem Thema, zu dem sie ihren Weg seit dem Abitur suchte und letztlich auch fand.

Franziska Rothmann

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