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Landeshauptstadt: Der Mann mit der Melone

Schüler drehen einen Film über Guido Seeber. Er gründete vor 100 Jahren Babelsberg als Filmstandort

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Schüler stehen in einem kleinen Atelier. In ihrer Mitte hält ein Mann mit Schnurrbart eine Melone in den Händen. Alles wirkt wie in einem anderen Jahrhundert mit anderen Sitten und Gebräuchen. Der Mann mit dem Schurrbart schaut durch den Kamerasucher und kurbelt, korrigiert und verbessert sein Bild, putzt die Linse. Als er fertig ist, nimmt er seine Jacke und verlässt den Raum. Dieser Mann soll Guido Seeber sein – der Mann der den Film nach Babelsberg brachte.

Die Schüler der 12. und 13. Klasse des Filmgymnasiums folgen ihm in die stechende Kälte eines Novembertages. Sie stecken viel Arbeit in das Projekt, man spürt, wie wichtig es ihnen ist. Draußen wird weiter gedreht. „Guido Seeber kommt nach Neubabelsberg“ heißt der Kurzfilm, der hier entsteht . Den Auftrag haben Schüler vom Vorstand des Filmstudios Babelsberg, Christoph Fisser, erhalten. Zum 100. Gründungstag wünschte er sich einen Film über das Entstehen des Studios. Auf die Idee hat ihn ein früheres Projekt der Schüler gebracht, in dem sie sich mit Seeber beschäftigt hatten.

Dieser suchte im Auftrag der Deutschen Bioskop Gesellschaft im Jahr 1911 einen neuen Produktionsstandort, weil das Filmmaterial in den alten Kameras so leicht entzündlich war. Häufig kam es bei den Dreharbeiten in alten Dachateliers zu Bränden. Auf seiner Suche wurde Seeber in Neubabelsberg fündig. Kurze Zeit später wurde das erste gläserne Filmatelier außerhalb Amerikas gebaut.

Seebers Rolle als Mann mit der Melone wird von Schauspieler Nicolás Solar Lozier gespielt. Der 30-Jährige spielte schon in erfolgreichen Fernsehproduktionen wie dem ZDF-Mehrteiler „Die Gustloff“ aus dem Jahr 2007 mit. Auch bei der RTL- Serie „Alarm für Cobra 11“ war er dabei. Nun unterstützt Lozier die Schüler des Filmgymnasiums, lässt sich von Kameramann Matti Thölert filmen und von Robin El Kady Regieanweisungen geben. El Kady hat als Regisseur schon eien Preis gewonnen. Beim diesjährigen JIM-Festival in Spremberg wurde sein Beitrag „Zivilcourage“ ausgezeichnet.

In einer anderen Szene wird auf dem Parkplatz vom Babelsberger Filmpark gedreht. Projektleiter Uwe Fleischer hat ein ausgeschnittenes Bild des ehemaligen S-Bahnhofs an einem Stab befestigt. Das Bild wird später von Cutter und Animateur Kevin Anders „verdigitalisiert“, so dass Seeber am originalen Bahnhof ankommt. Auch die Entstehung des gläsernen Ateliers wird als digitaler Trick im Kurzfilm zu sehen sein. Am Ende soll er etwa zweieinhalb Minuten lang sein. Der Stummfilm wird den schwarz-weiß Look der 1920er Jahre haben. Seine Premiere soll am Jubiläumstag, dem 12. Februar 2012, stattfinden.

Gerrit-Freya Klebe

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