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Von Michael Klug: „Der mit dem Schwert kämpft“
Schwerterrasseln in Bernau / Beim 13. Schwertkämpfertreffen trafen sich rund 200 Kostümfans aus Europa
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Bernau - Zutreffender als im Falle von Bernd Eccarius könnte der Sinnspruch „Nomen est Omen“ kaum sein. Immerhin bedeutet der Nachname des 55-Jährigen aus Bernau in der deutschen Übersetzung sinngemäß so viel wie „Der mit dem Schwert kämpft“. Dass Mittelalterfan Eccarius ein Henkermuseum leitet und obendrein noch ein Schwertkämpfertreffen organisiert, hält er selbst jedoch für reinen Zufall. Völlig ungeplant sei er zu beiden Jobs gekommen, erzählt er am Sonntag bei der 13. Auflage des Treffens in der Stadthalle von Bernau.
Dennoch scheint Eccarius für die Sache mit den Schwertern und Lanzen irgendwie vorbestimmt gewesen zu sein. Immerhin organisiert der bei der Stadt angestellte Museumsleiter seit 13 Jahren eines der wichtigsten Schwertkämpfertreffen Deutschlands.
Rund 200 Kämpfer aus Italien, Tschechien und der Slowakei, sagt Eccarius, kommen dazu alljährlich in seine Stadt. Und die historischen Rollen, die die Darsteller mit ihren nahezu perfekt nachgeahmten Rüstungen und Monturen in Bernau einnehmen dürfen, kreuzen sämtliche Epochen und Kontinente. „Von Ninjas über Kung-Fu-Kämpfer bis zum römischen Legionär ist alles vertreten“, sagt Eccarius.
Das Fest selbst geht indes auf eine einst in Bernau gepflegte Tradition zurück. Vor Jahrhunderten soll so an die Kämpfe der Bernauer gegen die Hussiten im Jahre 1432 erinnert worden sein.
Damals standen die Truppen des böhmischen Reformators Jan Hus vor den Toren der Stadt und die Bernauer wehrten sich „mit Mann und Maus“ gegen die Invasoren. Am Ende waren die Bernauer erfolgreich und die Hussiten mussten unverrichteter Dinge abziehen. Der Sieg soll laut alter Überlieferungen noch Jahrhunderte lang gefeiert worden sein.
Irgendwann vergessen, erinnerten sich schließlich die Stadtoberhäupter der Nachwendezeit wieder an die Schlacht. „Im Jahr 1992 hatten wir die Idee, die überlieferte Tradition neu zu beleben“, sagt Bürgermeister Hubert Handke (CDU). Das, was aus der Idee geworden ist, kann sich mittlerweile sehen lassen. Das traditionelle Fest in seiner modernen Neuauflage rangiert längst ganz oben auf dem Veranstaltungskalender der 36 000 Einwohner zählenden Stadt. Und auch die Feinde von einst sind in Bernau wieder willkommen. „Regelmäßig haben wir auch eine Hussitengruppe aus Böhmen hier“, sagt Eccarius.
Michael Klug
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