zum Hauptinhalt

Von Oliver Trust: Der neue Cacau

Der Brasilianer schoss vor vier Jahren ein Tor gegen den SVB – heute ist er „das Gesicht“ des VfB

Stand:

An sein Tor gegen Babelsberg kann sich Cacau noch gut erinnern. „Es war ein sehr wichtiges Tor für uns, weil es ein schwieriges Spiel war“, sagt der Stuttgarter Stürmer und lacht. „So komisch das klingt, aber es wird uns auch diesmal helfen, weil wir wissen, was auf uns zukommt.“ Und trotzdem ist inzwischen vieles anders im Leben von Cacau. Im Oktober 2006 als der VfB in Pokalrunde eins nach Babelsberg musste, war er in Stuttgart der Mann der zweiten Reihe hinter Mario Gomez. 2010, da die Schwaben wieder als Erstrundengegner zugelost wurden, ist er das Gesicht des VfB Stuttgart und Mario Gomez längst in München.

Im Februar 2009 bekam Cacau einen deutschen Pass, bestand den Einbürgerungstest mit Auszeichnung und wurde deutscher Nationalspieler. Deutscher wurde er nicht, um im Nationalteam zu kicken, es war seine innere Überzeugung und der Wunsch seiner Familie, in dem Land zu bleiben, in dem er viele soziale und kirchliche Projekte unterstützt. Als man ihm die Einbürgerungsurkunde in die Hand drückte, sprach keiner vom künftigen Nationalspieler, der einst aus Brasilien kam, um in Europa sein Glück zu suchen. Für ihn aber war es der erste Schritt in ein neues Leben. „Wir haben uns für ein Leben als Deutsche entschieden“, sagt er.

„Jetzt“, sagt er, „habe ich noch einen Schritt gemacht“. Nämlich weg vom „alten Cacau“, der es in sieben Jahren Stuttgart immer allen recht machen wollte. Klaglos ertrug er, fast jedes Jahr einer der Verkaufskandidaten zu sein. 2010 ging es wieder um einen neuen Vertrag. Das erste Mal verlangte der 29jährige mehr als Geld. Es sollte auch eine Geste des Klubs sein, die „Wertschätzung“ ausdrückt. Mancher stellte ihn als Raffzahn dar als er rund drei Millionen pro Saison forderte. Gekränkt verkündete Cacau seinen Abschied als sich der VfB weigerte. Der FC Sevilla zeigte Interesse. Als Cacau dann Tor um Tor schoss, ruderte der VfB zurück und erfüllte doch noch seine Forderungen.

Für ihn waren diese Verhandlungen mehr als der normale Kampf um einen neuen Vertrag. Claudemir Jeronimo Barreto alias Cacau wollte endlich ernst genommen werden und das sollte der Klub gefälligst zeigen. Seit fast zwei Jahren holt sich Cacau Hilfe in Person eines „Personal Coaches“ wie es sonst Führungskräfte in der Wirtschaft tun. „Ich bin seitdem klarer, konzentrierter und gelassener“, sagt er. Wirklich weg aus Stuttgart wollte er nie. Seine Familie ebenso wenig. Aber er wollte nicht mehr der „alte Cacau“ sein. Der von früher, der es allen recht macht. „Es war mein Gefühl, dass ich etwas ändern musste“, sagt er.

Heute ist Cacau WM-Teilnehmer und er ist einer der Führungsspieler der Stuttgarter. Dazu neben Serdar Tasci und Matthieu Delpierre der VfB-Akteur, der von damals erzählen kann. Vom mühsamen 4:2-Sieg im DFB-Pokal und seinem Tor gegen starke Babelsberger.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })