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Landeshauptstadt: „Der Pfarrer herrscht über die Gemeinde“

Streit bei St. Peter und Paul: Pfarrgemeinderat trat zurück, Engagierte schließen sich Protestanten an

Stand:

Potsdams katholische Gemeinde St. Peter und Paul mit insgesamt 5000 Gläubigen hat keinen Pfarrgemeinderat mehr. Die ersten Ratsmitglieder legten ihr Mandat bereits Ende vergangenen Jahres nieder, jetzt trat der unterbesetzte Rest zurück. Gemeindemitglieder wandten sich bereits hilfesuchend an das Erzbistum Berlin. Der Grund sei ein Zerwürfnis mit dem Pfarrer der Gemeinde, Propst Klaus-Günter Müller.

Personen und persönliches Engagement würden von dem Pfarrer nicht wertgeschätzt, sagte Oliver Ungerath, eines der zurückgetretenen Gemeinderatsmitglieder. Die Ratsmitglieder hätten ein demokratisches Verständnis vom Miteinander innerhalb der Gemeinde, so Ungerath. Propst Müller aber „herrscht über die Gemeinde“. Dafür hat der Katholik, der sich zuletzt für die Gründung der katholischen Marienschule engagierte und auch die Monatsschrift der Gemeinde, den „Pfarrbrief“, herausgab, einige Beispiele. So habe Propst Müller trotz des überwiegenden Willens der Gemeinde keine Mädchen als Messdiener zugelassen und auch untersagt, dass der schon seit Monaten schwelende Konflikt im Pfarrbrief thematisiert werde. Sogar über das Votum des Kirchenvorstandes, der ein beschlussfähiges Gremium ist, habe sich der Pfarrer hinweggesetzt, als es um seinen Pkw-Stellplatz ging. Vor allem aus Kostengründen habe der Kirchenvorstand gegen die Einrichtung eines Parkplatzes für den Propst gestimmt. „Den Stellplatz gibt es trotzdem: Direkt vor der Kirche auf dem Bassinplatz zwischen Tor und Portal“, so Ungerath.

Streit komme in den besten Familien vor, sagte Propst Müller auf PNN-Anfrage. Ein Konflikt, der eigentlich nicht in die Öffentlichkeit gehöre, wie er betonte. Nach seiner Auffassung sei der Pfarrgemeinderat ein beratendes Gremium, das den Pfarrer in seiner seelsorgerischen Tätigkeit unterstütze. „Einige Mitglieder hatten aber angenommen, dass sie mitbestimmen können“, argumentierte Müller. Sie hätten „gestänkert und ich musste dagegenhalten.“ Dass sich der Gemeinderat nun aufgelöst habe, findet der Pfarrer nicht weiter schlimm. Man werde zu „gegebenem Zeitpunkt“ einen neuen einsetzen. Oliver Ungerath hingegen glaubt nicht, dass sich die nötigen zehn Personen plus fünf Nachrückern finden ließen. Viele Engagierte, darunter auch er selbst, suchten nun neue Aufgaben in benachbarten – auch evangelischen – Gemeinden. Vom Bistum wünsche er sich einen Mediator, der bei St. Peter und Paul zwischen Pfarrer und Gemeinde vermittele.

Man wolle jetzt nach Pfingsten alle Beteiligten an einen Tisch holen, sagte Andreas Gräff, Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats, gegenüber den PNN. Das Schreiben aus Potsdam sei dem Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky bekannt und man wolle helfen. Um vermitteln zu können, müssten zunächst beide Seiten gehört werden, erklärte Sprecher Gräff weiter. Ein Gesprächstermin sei bisher allerdings noch nicht vereinbart worden. Nicola Klusemann

Nicola Klusemann

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