Landeshauptstadt: Der Retter der Skulpturen
Bildhauer feiert sein 40-jähriges Dienstjubiläum
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Im Jahr 1965 begann in Sanssouci eine Generalrestaurierung. Der damalige Generaldirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Wolf Schubert, hatte sie gegenüber der DDR-Führung durchgesetzt, nachdem wichtigen Bauten und Denkmalen der Verfall drohte. Schubert erhielt auch die Erlaubnis, Restaurierungswerkstätten aufzubauen.
Als einer der ersten Fachleute kam ein junger Steinbildhauer an die Havel, der bis dahin in Dresden bei Elbe Naturstein arbeitete: Rudolf Böhm. Der im vogtländischen Musikwinkel Geborene hatte schon zuvor sein Können unter Beweis gestellt, als er beispielsweise eine Skulptur der Ariadne für das Neue Palais erneuerte. „Es war eine Pionierzeit“, blickt er aus Anlass seines 40-jährigen Dienstjubiläums auf diese Anfangsjahre zurück. „Wir mussten die Werkstatt einrichten, die Sammlung zusammenführen, Restauratoren ausbilden ...“ Kunsthistoriker des Instituts für Denkmalpflege, Physiker und Chemiker der Pädagogischen Hochschule, Lehrkräfte der Fachschule für Werbung und Gestaltung machten die angehenden Restauratoren für ihre Aufgaben fit. Der bekannte Potsdamer Kunstmaler Paul August unterrichtete in freiem Zeichnen, die praktische Ausbildung übernahm Rudolf Böhm selbst. „Ich war Lehrender und Lernender zugleich.“ Hauptaufgabe blieb jedoch die Betreuung solch großer Baustellen wie der maroden Nordostkolonnade des Weinbergschlosses, die komplett abgebaut und nach Restaurierung ihrer Teile wieder aufgestellt werden musste. Heute erinnert sich kaum noch jemand an die bedeutenden Leistungen, die damals unter schwierigen Bedingungen vollbracht wurden. „Wer die Kolonnade sieht, denkt, sie steht schon seit Friedrichs des Großen Zeiten so da.“
Bereits 1968 übernahm Rudolf Böhm die Leitung der Skulpturenwerkstatt, und er leitet sie noch heute, wenige Monate vor seiner Pensionierung. Auf diesem langen Weg hat er mit seinen acht Mitarbeitern, darunter so bewährte Kräfte wie Walter Rentzsch, Ulrich Garn und Stefan Klappenbach, ungezählte Kunstwerke in den Gärten, in und an den Baudenkmalen gerettet und wiederhergestellt. Als nur wenige Beispiele nennt er den Figurenschmuck des Neuen Palais, an der Großen Fontäne, der Bildergalerie, der Orangerie, der Neptungrotte, das Oranier- und das Mohrenrondell im Park Sanssouci, die Marmorfußböden und die Wandverkleidungen in der Bildergalerie Oftmals müssen die kostbaren Sandstein- und Marmorskulpturen kopiert werden, weil die Originale der Witterung nicht mehr standhalten. Zunehmend werden in die Arbeiten freiberuflich tätige Steinbildhauer einbezogen, aber auch dann obliegen der Skulpturenwerkstatt Vorbereitung, Kontrolle und Abnahme der Arbeiten.
Einen Namen gemacht hat sich Rudolf Böhm außerdem durch seine Tätigkeit für die Stadtdenkmalpflege. So erneuerte er unter anderem gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Walter Rentzsch den Skulpturenschmuck des Obelisken auf dem Alten Markt und schuf das Modell der Fortuna für das wiederaufgebaute Stadtschlossportal. Dafür musste er und muss er seine knapp bemessene Freizeit nutzen.
Er hofft, im Ruhestand mehr Raum für solche Aufgaben zu gewinnen, vor allem aber auch für seine freien Skulpturen. In ihnen drückt er sein künstlerisches Wollen aus, das bei der Restaurierung und Erneuerung der historischen Skulpturen in Sanssouci keine Rolle spielen darf. Im Herbst wird er diese vielen unbekannten Seiten seines Schaffens in einer Exposition im Pavillon auf der Freundschaftsinsel vorstellen. E.Hoh
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