
© Andreas Klaer
Von Guido Berg: Der sakrale Baustoff schlechthin
Synagogen-Architekt zeigt neue Fassade Anfang 2010 – mit Glindower Ziegeln / Kritik von Ud Joffe
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Innenstadt - Der Architekt der künftigen neuen jüdischen Synagoge in Potsdam, Jost Haberland, wird die Fassade seines Entwurfs überarbeiten. Er und seine Mitarbeiter hätten „viele Sachen richtig gemacht, aber nicht alles“, so der Architekt am Mittwochabend bei seinem Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Potsdamer Mitte im Dialog“ im Alten Rathaus. Anfang 2010 werde er die überarbeitete Fassade der Öffentlichkeit präsentieren. Sie werde hebräische Schriftzeichen tragen – „zurückhaltend, aber mit einem kräftigen Ausdruck“, sagte der 1965 in Kiel geborene Architekt: „Lassen Sie sich überraschen.“
Gleichfalls stellte Haberland klar, dass es bei Glindower Ziegeln als Fassadenmaterial bleiben wird. Klinker seien ortstypisch als auch wegweisend in die Welt; weltweit gebe es Sakralbauten, Klinker seien der sakrale Baustoff schlechthin. Als Beispiele nannte Haberland die Kirche St. Peter und Paul auf dem Potsdamer Bassinplatz, die Sacrower Heilandskirche aber auch die Hagia Sophia in Istanbul. Er erweise dem Stadtgrundriss Respekt, er sei ein Verfechter der Stadtreparatur, die Kubatur der Synagoge werde der des Vorgängerbaus entsprechen – „deshalb muss aber nicht jedes Gebäude eine barocke Fassade haben“, stellte Haberland klar. Zudem betonte er die Eigenständigkeit des Gebäudes, das ab 2011 gebaut und Ende 2012/Anfang 2013 fertiggestellt werden soll. Eine moderne Formensprache sei nötig, um den Neuanfang der jüdischen Gemeinde zu symbolisieren. Haberland nannte weitere Detailveränderungen im Vergleich zu seinem Beitrag zum Architekturwettbewerb des Landes, den sein Berliner Büro gewann: So seien die Treppenstufen am zweietagigen Eingangsportal „den Belangen des Landesbehindertenbeauftragten zum Opfer gefallen“. Auch habe der Innenraum, zunächst mit runden Sitzreihen ausgestattet, überarbeitet werden müssen: „Das funktionierte nicht.“ Die Änderungen am Erstentwurf seien eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt worden. Für die theologischen Fragen zur Mikwe, dem jüdische Ritualbad, sei ein internationaler Experte hinzugezogen worden. Ferner werden die Fenster aus Sicherheitsgründen aus Panzerglas sein; am Portal werde sich eine Sicherheitsschleuse befinden. Poller in der Schlossstraße seien nicht vorgesehen.
„Ich hätte mehr erwartet, mich begeistert der Entwurf nicht“, erklärte indes der künstlerische Leiter des Neuen Kammerorchesters Potsdam, Ud Joffe, nach eigenen Angaben in Kürze Mitglied der jüdischen Gemeinde. Es fehle die Vision. Joffe, offenbar in Anspielung auf eine von ihm angenommene Ähnlichkeit des Entwurfs mit einer Bank: „Als ich den Entwurf zum ersten Mal sah, habe ich nach den Geldautomaten gesucht.“ Die Außenfläche müsste deutlicher mit jüdischer Symbolik versehen werden, das Gotteshaus „aus 100 Metern als Synagoge zu erkennen sein“. Zudem hätte er sich eine größere Synagoge gewünscht. Bei großen jüdischen Veranstaltungen müsste bis dato teuer der Nikolaisaal gemietet werden. Haberland verwies auf den vorgegebenen Raumplan des Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen sowie auf die strikt limitierten Baukosten von fünf Millionen Euro. Haberland bezugnehmend auf einen Brief, den ihm Joffe schrieb: „Vieles hat sich auch schon erledigt.“
Joffe kritisierte ferner, der Landesrabbiner Nahum Presman sei nicht an den Synagogen-Planungen beteiligt gewesen. Dazu Hans-Jürgen Schulze-Eggert vom Synagogen-Bauverein: Rabbiner Presman habe sich selbst vom Beirat des Bauvereins zurückgezogen.
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