Sport: Der Schattenspieler
Sandro Wagner erlebt mal wieder einen wechselhaften Tag – trotzdem setzt Herthas Trainer weiter auf ihn
Stand:
Berlin - Neulich gegen Neustrelitz hat Sandro Wagner den perfekten Tag erwischt. Ein perfekter Tag für einen Stürmer sieht so aus: Er spielt von Beginn an, streut ein, zwei Törchen in sein Tun und und erlebt als Sieger auch den Abpfiff auf dem Fußballplatz. Die Episode aus dem Testspiel gegen den Viertligisten als kleine Wettkampfübung mit zwei Wagner-Toren ist schon deswegen erwähnenswert, weil es für Sandro Wagner nicht so viele perfekte Tage gegeben hat. Der vergangene Bundesligasamstag wäre fast so einer gewesen. Im Spiel beim VfB Stuttgart wurde Wagner zehn Minuten vor dem Ende eingewechselt, sieben Minuten später erzielte er das siegbringende 2:1, aber vier Minuten später, in der Nachspielzeit, flog er vom Platz.
Wenn man es positiv wenden will, dann hätte Sandro Wagner in so kurzer Zeit nicht viel mehr Aufmerksamkeit erzeugen können. Wenn man es nüchtern sieht, hat Wagner den Berlinern einen wichtigen Sieg geschenkt, sich selbst aber keinen großen Gefallen getan. Böse aber war dem 26-Jährigen hinterher niemand. „Es gab keine Vorwürfe, alle waren froh, dass wir gewonnen haben“, sagte WagnerTatsächlich kann sich die Bilanz der Berliner nach 22 Spieltagen und dem zehnten Sieg sehen lassen. 34 Punkte zu diesem Zeitpunkt der Saison sind für einen Aussteiger „fast schon sensationell“, wie es Torwart Thomas Kraft sagte. Jos Luhukay hob einen Teilaspekt hervor. Hertha ist nach Bayern München und Borussia Dortmund das drittbeste Auswärtsteam der Liga. „Eigentlich ist das Wahnsinn“, sagte Luhukay.
Auch Sandro Wagner stellte den Sieg über sein persönliches Missgeschick. Für gewöhnlich wird Herthas zweiter Stürmer immer spät eingewechselt, kann aber meist nicht wirklich etwas bewirken. Das Kopfballtor in Stuttgart war sein erstes Tor in dieser Spielzeit, im 15. Einsatz als Einwechsler. Dabei war dieses Tor historisch. Es war das 1500. in Herthas Bundesligageschichte. „Oh, dass wusste ich gar nicht“, sagte Wagner: „Vielleicht kriege ich einen kleinen Pokal dafür.“
Auch wenn nicht, dürfte Wagner dieses Tor in Erinnerung behalten. So lange, wie er darauf warten musste. Sein letztes Bundesligator erzielte er im April 2011 im Bremer Trikot gegen Schalke 04. Es war ein Elfmeternachschuss. Seinen ersten Versuch hatte ein gewisser Manuel Neuer parieren können, dann aber bot sich Wagner die zweite Chance.
„Sandro messe ich nicht an Toren“, sagte Luhukay. Als Einwechselspieler sei es nunmal schwer. Und in dieser Spielzeit käme niemand an Adrian Ramos vorbei, der 14 Mal getroffen hat. „Sandro ist ein extrem mannschaftsdienlicher Spieler, der sich in jeder Trainingseinheit reinhängt. Ob er 30 Minuten hat oder nur eine. Er gibt immer alles“, sagte Luhukay.
Nun, da Wagner endlich mal wieder getroffen hat, hat er sich gleich wieder aus dem Spiel genommen. Die erste Gelbe Karte sah er für Ballwegschlagens, die zweite nach einem Foulspiel. Anders als auf den Torerfolg habe er auf den Platzverweis nicht gewartet. Sein letzter Platzverweis datiert aus dem Dezember 2010.
miro/pnn
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