Landeshauptstadt: „Der Schlaatz hat hohes Integrationspotential“
Mitmachen beim 3. Potsdamer Fest für Toleranz am morgigen Samstag
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Am Schlaatz - Bereits zu dritten Mal findet am morgigen Samstag das Potsdamer „Fest für Toleranz“ statt. Bewusst habe man sich diesmal für den Marktplatz im Schlaatz entschieden, was auch dem diesjährigen Motto „Toleranz bedeutet gute Nachbarschaft“ geschuldet ist, erklärte die Beigeordnete für Soziales, Elona Müller: „Nirgends in Potsdam ist die Bevölkerung so bunt gemischt wie in diesem Stadtteil“. Auch der Umzug des Asylbewerberheims habe trotz anfänglich heftiger Proteste letztlich gezeigt, dass es im Schlaatz ein hohes Integrationspotenzial gibt, so Elona Müller. Anders als in den beiden Jahren zuvor, als sich bei dem Fest, in Reaktion auf DVU–Kundgebungen, alles um Toleranz gegenüber Nicht-Deutschen Mitbürgern drehte, sei der Toleranzbegriff diesmal weiter gefasst. „Auch im Umgang mit Behinderten, Lesben und Schwulen brauchen wir mehr Offenheit“, sagte Elona Müller.
Zuwanderung hat in der Stadt Tradition, 1685 wurde hier das Edikt von Potsdam erlassen, vor zwei Jahren wurde es erneuert. Am Samstag soll eine lange Leine mit Fahnen verschiedener Nationen an diese Migrationstradition, die Potsdam seit 325 Jahren prägt, erinnern. Ob Potsdam wirklich „(K)ein Problem mit Toleranz“ hat, darüber wollen der Streetworker Gregor Voehse und der Politologe Heinz Kleger von der Universität Potsdam in offenen Gesprächsrunden diskutieren. Überhaupt drehe sich diesmal alles weniger um Information als um das Mitmachen, betont Ursula Löbel, die Leiterin der Geschäftsstelle Sicherheitskonferenz der Landeshauptstadt Potsdam. Deshalb sind alle Besucher aufgefordert, kleine Stoffreste mitzubringen, die später an ein großes Banner mit der Aufschrift „Potsdam bekennt Farbe“ geknüpft werden sollen. Diese Tradition soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden, die bunte Fahne so kontinuierlich anwachsen, sagt Daniel Wetzel vom Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt.
Das Programm wird vor allem von den viele Initiativen des Stadtteils wie etwa dem Haus der Generationen und Kulturen oder dem Jugendclub Alpha organisiert – ehrenamtlich. Finanzielle Unterstützung kommt von der Stadt und den Wohnungsbaugenossenschaften. Dass das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft gelingen kann, dafür gebe es in Potsdam gute Beispiele, sagt Ursula Löbel. Die These vieler Politiker vom Scheitern der Multi-Kulti-Gesellschaft will sie deshalb nicht akzeptieren. Die Zahl der rassistischen Übergriffe sei in Potsdam 2009 zurückgegangen, verstärkt müsse aber auf den Alltagsrassismus geachtet werden, der sich gerade im Sprachgebrauch ausdrücke. „Worte wie ’getürkt’ sind schnell gesagt, hier müssen wir mehr Sensibilität entwickeln“ so Ursula Löbel. Ariane Lemme
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